„Einen Ton tiefer, Frauen!“

■ Bremens frischgebackener Frauenchor probt und singt, daß es eine Art hat Neue InteressentInnen müssen erstens weiblich sein und zweitens vorsingen

Da war ich aber schief gewickelt: als Reporterin hinten reinsetzen, aus sicherer Entfernung zuhören und beobachten, mit spitzem Stift notieren - von wegen! „Du singst mit und schreibst dann später“, bestimmte die unwiderstehliche Brigitte Lück freundlich-resolut, und ich stellte mich gehorsam auf.

Mit gemeinsamem Luftholen und ffft-ffft-ffft-ffft-Ausatmen fing alles an: Atemübungen. Fast 40 Frauen standen im Kreis, kicherten (dieses erste Mal nach den Sommerferien ziemlich viel) und legten dann los: laut, voll, hoch, tief und alles dazwischen: so-so-so-so. sa-sa-sa-sa. se-se-se-se... Dazwischen liegen wohlgemerkt immer halbe oder ganze Töne, und das Ganze soll den Stimmumfang erstens bewußt und zweitens größer machen.

Initiatorin Brigitte Lück, die sich

nach der letzten Bremer Frauenwoche mit ihrer Veranstaltung „Frauen singen gemeinsam laut und tief“ vor Anfragen kaum retten konnte, beschloß kurzerhand, einen Bremer Frauenchor zu gründen - und die Frauen kamen. 40, auch schon 50 Begeisterte von Stimme und Stimmung treffen sich donnerstags in einem Grundschul-Musikraum und üben zwei Stunden, was ihnen und später auch anderen Spaß machen soll.

Das Üben macht Spaß. Brigitte Lück, temperamentvoll und das Gegenteil von eingeschlafen, ist in ihrem außermusikalischen Nebenleben Psychologin - und das merkt man auch. „Prima. Die Noten habt Ihr getroffen - doch, durchaus. Jetzt versuchen wir, auch noch die Notenwerte hinzukriegen...“ streng, aber gerecht. Nach den ersten kurzen, eher sinn entleerten Lockerungsübungen folgen Lieder, jazziges, und wir hören uns im Kanon singen, gar nicht schlecht, ein-, zwei-, dreistimmig!

Wir klatschen, um uns die Pausen einzutrichtern, bis die Hände und die Gesichter glühen. Wir lernen, daß wir nicht auf den Stimmbändern sitzen, sondern die Töne irgendwo vorn im Mund produzieren sollen.

Spätestens im nächsten Januar, wenn der Chorplan Einjähriges hat, soll es einen unglaublich spektakulären Auftritt geben. Wer Lust hat und einsteigen will, muß zwei Bedingungen erfüllen: Frau sein und keine Angst vorm Vorsingen haben.

Susanne Paa

Donnerstags 20-22 Uhr, Bürgermeister-Smidt-Grundschule, Contrescarpe