Ende der Sonderschule

■ Alle geistigbehinderten Bremer Kinder kommen in diesem Schuljahr auf die Grundschule / Kooperation als erster Schritt zur Integration

In diesem Jahr wird zum ersten Mal kein geistigbehindertes Kind mehr in einer Sonderschule eingeschult. Als „Kooperationsmodell“ sind Sonderklassen den üblichen Grundschulen zugeordnet: Am Wasser, An der Brakkämpe und in der Augsburger Straße. Nach einem Jahr Vorarbeiten stellten Gerhard Iglhaut, Geschäftsführer der Bremer Lebenshilfe für geistig Behinderte, Prof. Georg Feuser und Barbara Kleinert -Molitor, Referentin im Bildungsressort, gestern am Einschulungstag das Modell der Öffentlichkeit vor. Die Grundschul-und Sonderschulklassen werden nach den jeweils üblichen Lehrplänen wie bisher getrennt unterrichtet - aber jetzt in einem Ge

bäude. Die LehrerInnen der Klassen sollen je nach Fach und Thema selbst entscheiden, wann sie gemeinsame Stunden abhalten. Projektähnliche Formen stehen dabei im Mittelpunkt. Für die nötige Koordination bekommen die neun bisher davon betroffenen KollegInnen zwei Stunden zur Verfügung gestellt.

Feuser und Iglhaut betonten, daß diese Form der Kooperation keine Garantie für Integration sei, aber ein erster Schritt dazu sein könne. Viel hängt von der Initiative der LehrerInnen ab. „Wenn sich die Lehrer in kritischen Situationen in ihre Klassenzimmer zurückziehen, könnte das Modell auch zur Sackgasse werden“, fürchtet Prof. Feuser. Einige

Lehrer aus dem viel weiter gehenden Modellversuch in der Robinsbalje, wo behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden, sollen ihre Erfahrungen nun in den schulischen Alltag einbringen. Mit anderen Lehrern wurden fortbildende Gespräche geführt. Eine spezielle Fortbildung für integrative Pädagogik erfolgte bisher nicht. Jedoch sollten diese Kenntnisse, fand Feuser, eigentlich selbstverständlicher Wissensstand der Lehrer sein. Es gäbe stets besondere Eigenschaften von Schülern, die integriert werden müssen. Bedenken der LehrerInnen und der Eltern versuche man, in Gesprächen aus dem Weg zu räumen. Für Günter Hoffmann, Vater ei

nes behinderten Kindes, waren Vorurteile (gesunde Kinder könnten das Verhalten Behinderter annehmen), die in den vorbereitenden Elternversammlung geäußert worden waren, zunächst schockierend. Dies hätte ihm gezeigt, daß die positive Einstellung der Eltern in voll integrierten Kindergärten keineswegs repräsentativ sei.

Das „Integrationsmodell“, bei dem geistigbehinderte und nichtbehinderte Kinder nach einem einheitlichen Lehrplan gemeinsam unterrichtet werden, wird nach den vier Versuchsjahren an der Robinsbalje und - in diesem Jahr neu auch in Bremen-Nord in der Grundschule Am Wassertum fortgesetzt. U