Prozeß gegen KZ-Adjutanten

Bielefeld (taz) -Gestern wurde vor dem Schwurgericht des Bielefelder Landgerichts die Hauptverhandlung im Prozeß gegen den ehemaligen Adjuntanten im KZ Majdanek, Karl Friedrich Höcker (77), eröffnet. Höcker ist wegen Meineids und Beihilfe zum Mord angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, an der Beschaffung von Zyklon-B beteiligt gewesen zu sein. Die Anklageschrift jedoch konnte am ersten Verhandlungstag noch nicht verlesen werden.

Erst gegen Mittag machte Höcker seine Angaben zu Person. Seine Verhandlungsfähigkeit wurde durch zwei amtsärztliche Gutachten auf zwei bis drei Stunden pro Verhandlungstag beschränkt. Zuvor hatte sein Verteidiger Eggert einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens gestellt mit der Begründung, daß Höcker durch seine Verurteilung im Ausschwitz-Prozeß bereits ausreichend für seine Schuld gebüßt habe. Eggert verlas eine Erklärung, in der es unter anderem hieß, daß es angesichts der Überlastung der Gerichte und des schonenden öffentlichen Umgangs mit anderen Straftätern wie z.B. den „Terroristen“, die „von den Medien gehätschelt werden“, nicht zu verantworten sei, „einen alten und kranken Menschen erbarmunglos weiterzuverfolgen“.

Der Kölner Staatsanwalt Brendle von der Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen wies den Antrag als völlig unbegründet zurück. Wegen seiner Taten in Majdanek habe Höcker noch vor keinem Gericht gestanden. Der Prozeß gegen Höcker wird nächsten Montag, den 15.August fortgesetzt.

Bettina Markmeyer