Der Mohr kann gehn...

■ Muhamad Ali Hammadi und die Mullahs

Muhamad Ali Hammadi ist ein armes Würstchen. Das weiß der seinerzeit im Libanon blitzartig zum Volkshelden geratene junge Mann spätestens, seitdem die Mullahs in Teheran der Bundesrepublik sein Faustpfand, den Hoechst-Manager Cordes, ihrerseits als Morgengabe anbieten.

Alfred Schmidt kam frei für die Zusicherung, daß Hammadi nicht in die USA ausgeliefert wird. Die Freilassung von Cordes fiel möglicherweise im vergangenen Winter aus, weil Agent Werner Mauss eine allzu plump gefälschte Geburtsurkunde für Hammadi aus Beirut heranschaffte.

Die These, daß Hammadi in den eigenen Reihen in Ungnade gefallen ist, gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Die Mullahs mögen es leid geworden sein, daß in Beirut im Namen ihrer moslemischen Revolution von viel zu vielen Leuten aus viel zu vielen Motiven heraus - oft genug zur Aufbesserung der eigenen Kasse - entführt wird. An den Rändern der Massenbewegung „Hizbollah“ tummeln sich „Chaoten“ verschiedenster Herkunft. Ein Flugzeugentführer, der am Tage vor der Tat Ansichtskarten vom Tatort an seine Freundin schickt, mag ihnen schon von Anfang an ein Greuel gewesen sein. Hammadi, der später als kleiner Kurier in Sachen Sprengstoff reiste, vermutete immer, er sei verraten worden. Vielleicht liegt er damit so falsch nicht. Das Geschäft mit Cordes machen jetzt jedenfalls Mächtigere als die Familie Hammadi. Sie brauchen die Bundesrepublik als Mittler in der westlichen Welt. In dieser Situation mag Hammadi gedämmert sein, daß jetzt für ein Geständnis nichts mehr weiter zu bekommen ist als die Milde eines bundesdeutschen Jugendrichters.

Heide Platen