Friedenstreiber Nummer Eins

■ Eine kleine Blütenlese über das Tagwerk eines Nobel-Sekretärs: Javier Perez de Cuellar

Farblos hat man ihn genannt, vorsichtig und langweilig, einen Kompromißkandidaten, den machtlosen Vertreter einer gelähmten Organisation. Plötzlich schlägt nun „die Stunde des Machtlosen“. Der Karrierediplomat aus Peru, Javier Perez de Cuellar, hatte sich vor zwei Jahren nur zögernd in seinem Amt als höchster Repräsentant der Vereinten Nationen bestätigen lassen: Er wolle nicht den Vorsitz „über den Zusammenbruch der Organisation“ übernehmen, meinte er damals.

Heute hasten die Medien-Arbeiter aller Nationen von einer Pressekonferenz de Cuellars zur nächsten, um nur nicht die neuesten Friedenserfolge des Mannes zu verpassen, der, wie er betont, eigentlich lieber Konzertpianist geworden wäre. Tatsächlich wird die Liste seiner Vermittlungserfolge der letzten drei Wochen immer länger. Am gleichen Tag, als Perez die Annahme der Waffenstillstands-Resolution im Golfkrieg verkündete, kann er zusätzlich den Durchbruch eines langwierigen diplomatischen Hick-Hacks verkünden: Die Führer der verfeindeten Volksgruppen Zyperns werden sich unter seinen Fittichen treffen und über ihren Konflikt diskutieren. Die Insel Poseidons liegt dem Süd-Amerikaner besonders am Herzen, seit ihn sein damaliger Chef, der Sekretär ohne Gedächtnis Waldheim, 1975 zum Sonderbeauftragten für Zypern machte. Wohin der wandernde Blick über den Globus auch fällt, Perez ist bestimmt in Friedensvermittlungen verwickelt. Angola und Namibia, Afghanistan, sogar Palästina/Israel und heute die Westsahara gehören zu den Wirkungsfeldern des distinguierten Herrn, der auch in der Stunde des Triumphs keine Sprünge in der ihn umgebenden Mauer aus Zurückhaltung und Bescheidenheit erkennen läßt. Er ist nach Meinung von UNO-Freaks nicht der „aktive Visionär“ wie sein Vorgänger Hammarskjöld, doch ein beharrlicher Kleinarbeiter der Diplomatie und verdient darum, wie Außenminister Genscher gestern verkündete, unbedingt den Friedens-Nobelpreis.

Vielleicht gelingt es dem wackeren Javier ja noch, auch den Konflikt zwischen seiner Organisation und den USA zu vermitteln. Die zahlen nämlich seit zwei Jahren ihre Beiträge an die UNO nicht mehr. Weil die sowieso nichts ausrichte.

thore