Positives Echo auf DDR-Angebot

Köln/Bonn (afp/dpa) - Auf das Gesprächsangebot des DDR -Verteidigungsministers Keßler an seinen bundesdeutschen Amtskollegen Scholz haben die Bonner Parteien gestern überwiegend positiv reagiert. Die FDP forderte Bundesverteidigungsminister Scholz auf, möglichst bald mit Keßler über Grundfragen der Militärdoktrinen von Nato und Warschauer Pakt zu sprechen. Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Wimmer, machte dagegen die Aufhebung des Schießbefehls zur Vorbedingung. Nach Ansicht des SPD-Verteidigungsexperten von Bülow könnten beide deutsche Staaten als Partner im jeweiligen Bündnis „Geburtshelfer bei neuen Abrüstungsideen sein“.

Das Bundesverteidigungsministerium werde den Text des DDR -Verteidigungsministers Keßler sorgfältig prüfen, erklärte ein Sprecher der Hardthöhe. Unter dem Titel „Friedensbewahrung - Ziel und Zweck unserer militärischen Tätigkeit“ hatte Keßler in der SED-Zeitung 'Neues Deutschland‘ geschrieben: „Bemerkenswert ist jedoch vor allem die Tatsache, daß sich in der kapitalistischen Welt der Kreis realistisch urteilender Politiker, Vertreter der Wirtschaft, von Kulturschaffenden und auch Militärs langsam, aber stetig erweitert. (...) So reagierten Regierungsvertreter der BRD sachlich und relativ aufgeschlossen auf die jüngsten Angebote der Sowjetunion und des Warschauer Vertrages zur Abrüstung und zur Stärkung der Sicherheit in Europa.“ Und: „Auch Bundesverteidigungsminister Scholz deutete - trotz mancher Vorbehalte, die er geltend macht - Gesprächsbereitschaft über Grundfragen der Militärdoktrinen bzw. der Militärstrategien beider Bündnisse an, wie sie im sowjetisch -amerikanischen Dialog bereits mehrmals erörtert wurden.“