Express auf zwei Rädern

■ Läßt sich mit einem Fahrrad-Kurier-Dienst Geld verdienen? - Ein Bremer versuchts Noch gibt es viele lange Pausen zwischen den wenigen Aufträgen

Haben Sie vielleicht Fotos, Filme, Druckvorlagen, Medikamente oder Laborproben, die zur Bearbeitung weggebracht oder abgeholt werden müssen? Der erste Bremer Fahrrad-Kurier-Dienst verspricht: Wir erledigen ihre Aufträge „schnell, sicher, und unverschämt preiswert“. Um festzustellen, wie dieser umweltfreundliche Botendienst seine Versprechen erfüllt, habe ich mich auf mein klappriges Fahrrad geschwungen und Christian Diedrich auf eine seiner Touren begleitet. Viele Aufträge gibt es bis jetzt noch nicht, also Zeit genug für den aktiven Unternehmensgründer (er radelt durchschnittlich monatlich immerhin 5oo km kreuz und quer durch die Bremer City) über seine Geschäftsidee zu erzählen.

Gegründet wurde das Unternehmen im März dieses Jahres nach dem Vorbild bereits bestehender Fahrrad-Kurier-Dienste in anderen Großstädten. Drei FahrerInnen helfen Diedrich inzwischen bei seinen Touren oder nehmen im Büro die Anrufe entgegen. Das Arbeitsgebiet ist in zwei Zonen aufgeteilt: Die erste Zone beschränkt sich auf den Bremer Innenstadtbereich einschließlich Stein- und Ostertor, der Bimarck- und der Hamburgerstraße. Die zweite Zone umfaßt auch die Außenbezirke Schwachhausen, Hemelingen etc. Alle Fahrer sind mit einem

Eurosignal ausgerüstet, die es ihnen ermöglichen, sofort auf jeden neuen Auftrag zu reagieren. Die zu transportierenden Güter sind bis zu 1o.ooo DM versichert.

Das Telefon klingelt, ein Auftrag. Der Kurier soll von einer Werbeagentur im Schnoor eine Druckvorlage zu einer anderen Agentur nach Schwachhausen bringen. Christian Diedrich hat mit seinem besonders stabilen Spezialfahrad keine Schwierig

keiten mit Bremens Kopfsteinpflaster, den zahlreichen Baustellen und Straßenbahnschienen. Was hält der Auftraggeber vom Fahrrad-Kurier-Dienst? „Im Prinzip eine wirklich gute Sache“. Aber Skeptiker, die lieber ihre Azubis schicken oder sich der motorisierten Konkurrenz bedienen, gibt es immer noch zur Genüge. Keine Viertelstunde später ist die Druckvorlage beim Empfänger - ein Taxi hätte die

Strecke kaum schneller bewältigt.

Im Idealfall müßte das Eurosignal in Dierichs Tasche längst wieder auf einen neuen Auftrag hinweisen, aber der bleibt aus. Fazit nach dieser Tour: Der Fahrrad-Kurier-Dienst erfüllt seine Versprechen und Bremens Fahrradverkehrsnetz bedarf dringends einer Verbesserung. Aufträge nimmt der Kurierdienst unter Tel. 4985061 entgegen.

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