NACHWUCHSTREFFEN

■ Architekturstudenten denken weiter

Zur Zeit treffen sich fast 500 Architekturstudenten aus ganz Europa in Berlin auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs, um über Grundsätzliches ihrer Wissenschaft zu reden. Doch stehen nicht Ausbildungsprobleme im Vordergrund des 14tägigen Disputes. Sie sind zusammengekommen, um losgelöst vom Verwertungsdruck über unterschiedliche Aspekte, die auf den ersten Blick nichts mit Architektur zu tun haben, zu philosophieren, um Randinteressen auszuprobieren und Spezialfähigkeiten zu vertiefen. Dies geschieht seit 1981 einmal jährlich.

Das diesjährige Treffen - ohne direkten E88-Bezug, so die Veranstalter - lautet vielversprechend: „The dimension between.“ Fachübergreifend wird das Zentralthema aus architektonischer, philosophischer, künstlerischer, soziologischer und filmischer Sicht beleuchtet. „Dimension between“ bedeutet zunächst, den Zwischenraum, den die Ursprungsdisziplinen liegenlassen, sinnvoll auszufüllen. Im konkreten Sinne geht es auch um den Platz dazwischen. Einige wenige der 50 Workshops befassen sich ganz handfest mit dem Potsdamer Platz. Greifbare und praktische Ergebnisse dürfen allerdings nicht erwartet werden, sie sind auch gar nicht geplant. Andere Gruppen beschäftigen sich mit Videoinstallationen, theoretischen Überlegungen und Enviroments. Mosaikartig wird so ein differenziertes Bild einer Suche oder Begriffsklärung „Architektur“ zusammengetragen. In erster Linie vollzieht sich die Arbeit in Gruppen, abgeschlossen von der Öffentlichkeit.

Wer einen kleinen Einblick in die geleistete Arbeit des Easa-Treffens gewinnen will, kann das zentrale Tagungsgelände am Anhalter Bahnhof besuchen. Dort kann der umherwandernde Zuschauer erleben, wie ein doppelt vorgeprägter Ort (Bahnhofsruine und Mythos Berlin -Ausstellungsareal) mit wenigen Mitteln - zumindest auf Zeit - umgenutzt wurde. Installationen, Raumskulpturen, ein improvisiertes Cafe und die tägliche Hektik des Tagungsbetriebes geben dem Ort ein neues Gesicht.

Zum Wochenende werden an anderen Tagungsorten (z.B. TU, HdK) einige Veranstaltungen durchgeführt, auf denen Arbeitsergebnisse in teilweise ungewöhnlicher Form präsentiert werden: Am Freitag spielen Fabrizio Biasio aus Rom und der Berliner Udo Agnesens elektronische Musik, die sich einem architekturbezogenen Konzept unterwirft. „Klangbrücke“ lautet der Titel des Abends in der Kongreßhalle. Am gleichen Wochenende findet im Esplanade eine Pörformänz mit dem vielversprechenden Titel „Esplanade Music“ statt (auch ein Workshopresultat). Wieder in der Kongreßhalle gibt es am Samstag und Sonntag jeweils um 22 Uhr eine Liveperformance von Claudio Adesso mit dem Titel „The street Die Straße La Rue“. Für Architekturinteressierte, die über den eigenen Rand des geistigen Suppentopfes hinausschauen wollen, sicher eine Empfehlung.

mosch

Hinweise zum Easa-Treffen und zu den Veranstaltungen können direkt unter Tel.: 262 71 97 abgefragt werden. Vorsicht: Einige der hilfreichen Telefongeister können nur Englisch ( Tagungssprache).