Himmelsstürmerin

Die Frauenbeauftragte will Frauenmacht per Gesetz  ■ K O M M E N T A R

Wenn Carola von Braun ihre gestrige Presseerklärung mit den Worten schließt: „Ich hoffe, daß dieser Vorschlag in den dafür zuständigen Gremien des Abgeordnetenhauses diskutiert werden wird“, zeigt das nicht nur Machtlosigkeit der Frauenbeauftragten, sondern auch den Symbolwert ihres Gesetzesvorschlages. Ein so umfängliches Werk, das sowohl die Diskriminierung unterbinden, als auch Behörden und Firmen zwingen will, Frauen zu unterstützen, ihnen Macht zu geben, sprengt die bisherigen Vorschläge. Würde nur ein Bruchteil dessen, was sie vorschlägt, verwirklicht, wäre die Hälfte des Himmels für die Frauen nicht mehr ganz so fern.

Doch die Frauenbeauftragte darf zwar frauenpolitisch vorschlagen, was sie für gut und förderlich hält, durchsetzen aber kann sie gar nichts. Sie wird auf Betteltour gehen müssen. Die CDU wird es ihr übelnehmen, daß sie das Thema in den Wahlkampf wirft und den Berlinerinnen Stoff zum Streiten liefert. Ob dann nach der Wahl das Thema noch einmal Gegenstand einer Koalitionsvereinbarung wird, sei mal dahingestellt.

Aber auch in ihrer eigenen Partei beißt die Frauenbeauftragte auf Granit. Die FDP hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß sie von Reglementierung nichts hält. Frauenförderung, jederzeit. Das hat ja kürzlich erst FDP -Senatorin Schmalz-Jacobsen vorgeführt. Doch beim Thema Quoten rümpfen die Liberalen die Nase. Und wenn es um die wirkliche Macht geht, verzichtet auch ein Graf Lambsdorff nicht auf den Kampf gegen eine Frau. Unterstützung sucht sie bei den Berliner Frauen. Carola von Braun ist eben zuerst Frauenbeauftragte und dann Parteifrau.

Brigitte Fehrle