Der Schlächter von Birma geht

■ Der starke Mann in Rangun, Sein Lwin, trat zurück Der Aufstand hat sich zugespitzt / Mindestens 88 Tote

Rangun (afp/taz) - Der „Schlächter“ von Birma, Sein Lwin, ist vom Vorsitz der Einheitspartei zurückgetreten. Das gab 'Radio Rangun‘ gestern bekannt. Lwin war vor drei Wochen in das mächtigste Amt im Lande gelangt. Seine Wahl hatte in der Bevölkerung schwere Unruhen ausgelöst, die in dieser Woche landesweit zahlreiche Menschenleben forderten. Sein Lwin gab gleichzeitig seinen ZK-Sitz ab.

Seit Montag war die birmanische Regierung zunehmend unter Druck geraten. Außer in der Hauptstadt Rangun wurde in 20 weiteren Städten des Landes demonstriert. Der Führer des in Nordbirma lebenden Katschin-Volkes hatte die in der Nationaldemokratischen Front zusammengeschlossenen Rebellengruppen aufgerufen, das Land von Nord nach Süd mit einer Offensive gegen die Streitkräfte zu überziehen. Die Regierung schloß die Grenze nach Thailand im Süden Birmas.

In verschiedenen Teilen Birmas waren nach offiziellen Angaben 88 Menschen ums Leben gekommen, als Armee und Polizei dazu übergingen, die Protestbewegung gegen die Regierung massiv niederzuschlagen. Nach Angaben westlicher Diplomaten soll es aber an die 1.000 Tote gegeben haben. Die Beschaffung genauer Informationen ist praktisch unmöglich. Zum Sturz des Machthabers führte offenbar außer Widerständen im Militär eine neue Koalition im Land: Die innerstädtische Opposition Birmas verbündete sich mit den Guerilla-Gruppen der Minderheitsstämme im Bergland. Dazu: Tagesthema auf Seite 3