Total straighter Umgang

■ Alternativ-Reiseunternehmen wurde für Geschäftsreisen mißbraucht

Jedes Mal, wenn Egmont Helmholz (Name von der Redaktion geändert) beim Schöneberger Alternativ-Reisebüro „Prima Klima“ aufkreuzt, um Busfahrten nach Lissabon zu buchen, schlagen die Mitarbeiter ihre Hände über dem Kopf zusammen. Helmholz ist dort inzwischen unerwünscht. „Ausschlaggebend hierzu war“, so im Brief von Prima Klima an seinen Anwalt, „eine illegale Nutzung unserer Busse für Tiertransporte“.

Es begann vor drei Jahren, als Helmholz erstmals im Büro auftauchte und eine Rückreise mit dem Bus nach Lissabon buchte. „Helmholz unterschied sich schon allein äußerlich total von den anderen Fahrgästen“, erzählt Mitarbeiter Matthias. „Normalerweise fahren mit uns nur Rucksackreisende. Aber Helmholz ist ein straighter Typ. Er trägt Anzug und Krawatte und sieht ganz nach Business aus.“

Weniger „straight“ war jedoch sein Umgang mit den Mitarbeitern von Prima Klima. Etwa einmal im Monat buchte er für sich und für mehrere andere Personen Rückfahrten nach Lissabon.

Häufig sagte Helmholz die Fahrten im letzten Moment wieder ab; der „chaotische Umgang“ mit Terminen nervte die Reiseveranstalter.

Eines Tages erfuhren die Mitarbeiter von Prima Klima, daß Helmholz von Beruf Makler ist und die ganze Zeit lang Interessenten für seine spanischen Grundstücke billig mit Prima Klima fahren ließ.

Selbst Baumaterial, Säcke mit Sand und Schubkarren hat er von dem Reisebüro, das sich als billigster Anbieter von Portugalbusreisen bezeichnet, transportieren lassen.

Neulich stand Helmholz abends bei einem zur Abreise nach Lissabon bereitstehenden Bus. Er fuhr selbst nicht mit, bat aber einen der Fahrgäste, einen Koffer und diverse Kartons, die er auf die Gepäckablage stellte, bei Bekannten in Spanien abzugeben. Während der Fahrt begann es plötzlich in den Kartons zu piepsen. Als einige Reisende unruhig wurden, beschloß der Busfahrer, die Kartons zu öffnen.

Darin befanden sich sieben Hühner. Zwei waren zu diesem Zeitpunkt schon verendet. „Jetzt waren wir stinkesauer“, sagt Matthias. „Helmholz hatte uns gelinkt. Und das, wo doch der französische Zoll gerade bei Tieren superstreng ist.“

Trotzdem nahm man die Hühner weiter mit. Der Busfahrer gab ihnen während der ganzen Fahrt regelmäßig zu trinken. „In Spanien fanden wir aber die Adresse nicht. Helmholz hatte sie völlig chaotisch aufgeschrieben. Wir suchten und suchten umsonst.“ Weil in dem heißen Bus 50 entnervte Urlauber saßen, die nach Portugal wollten und keinen Sinn für Herrn Helmholz‘ Maklergeschäfte hatten, „fuhren wir schließlich weiter und schenkten die Hühner unseren Mechanikern in Lissabon. Die haben sich darüber tierisch gefreut.“

Elisa Klapheck