Gedenken mit Steinschlag

■ West-Steine und Flaschen gegen DDR-Grenzer / Protestaktion und mehrere Festnahmen in Ost- und West-Berlin / Senatoren legten friedlich Kränze nieder

Zum 27. Jahrestag des Mauerbaus kam es in Ost- und West -Berlin zu mehreren Zwischenfällen und Protestaktionen. „Diese Mauer hat uns 27 Jahre gegen den Imperialismus geschützt, wir wollen sie jetzt von der anderen Seite sehen“, hatte in englischer Sprache ein DDR-Bürger auf ein Papier geschrieben und es vor dem Brandenburger Tor hochgehalten. Nach Augenzeugenberichten wurde er festgenommen. Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ verteidigte den Mauerbau als „friedliche Grundlage für die Entwicklung der beiden deutschen Staaten“. Unter dem Titel „Als die Sonne aufging, war die Grenze gesichert“, ergänzte die Ost-Berliner 'BZ‘, daß „unsere befestigte Staatsgrenze ein Ergebnis des gegen die DDR geführten Kalten Krieges“ sei (siehe Bericht Seite 2).

Am Ausländerübergang Checkpoint Charlie warfen Demonstranten aus einer Ansammlung von rund 100 Personen Steine und Büchsen auf DDR-Grenzposten. Drei Männer wurden am Samstag festgenommen. Nach Polizeiangaben hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. In der Nacht zum Samstag bewarfen rund ein Dutzend junger Leute DDR -Grenzsoldaten und Wachgebäude mit Tomaten und Eiern. Die britische Militärpolizei unterband die Aktion, nachdem die Grenzsoldaten mündlichen Protest eingelegt hatten. Die amerikanische Militärpolizei nahm zwei junge Männer vorübergehend fest, weil sie die amerikanische Flagge in Brand gesetzt hatten. Nach der Identitätsfeststellung wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.

Ohne Zwischenfälle verlief die zentrale Gedenkveranstaltung des Senats zum Mauerbau. Parlamentspräsident Rebsch und Bausenator Wittwer legten einen Kranz am Mahnmal für die Opfer des Stalinismus nieder.

taz/dpa/ap