„Fragen hab‘ ich keine mehr“

■ Wedemeier zu Besuch beim DAB: Ausländerkulturvereine fordern bessere Ausstattung des Ausländerressorts / Bürgermeister: „Ausländerpolitik kein Randthema“

Noch schwärzer als der feine Anzug von Bürgermeister Klaus Wedemeier ist die schmuddelige Druckmaschine im Keller des DAB-Zentrums (Dachverband der Ausländerkulturvereine Bremen). Sie paßt so gar nicht in die neuen, blitzblanken und großzügigen Räumlichkeiten des neuen Bildungs- und Kulturzentrums im Schiffbauerweg, wo Wedemeier gestern erstmals zu Gast war. Die Druckmaschine ist vermutlich sogar wesentlich älter als der Bürgermeister selbst, der beim Rundgang durch die Räumlichkeiten schmunzelnd bemerkte: „Da wurden wohl noch Karl Marx seine Werke drauf gedruckt.“

Als ihm ein auf dieser Maschine gedrucktes Exemplar der hauseigenen Zeitschrift „Stimme“ geschenkt wurde, meinte er kurz. „Druck ist gut, Maschine muß bleiben.“ Damit sind die Zeitungsleute aber gar nicht einverstanden. Sie brauchen dringend sowohl eine neue Druck- als auch eine Satzmaschine. Der Tip, sich doch an den „Weser-Kurier“ zu wenden, der bestimmt mit einer ausgedienten Druckmaschine aushelfen könne, stieß auch nicht auf besondere Begeisterung.

Zur Sache gings dann, als Wedemeier gefragt wurde, wie es mit der Ausländerarbeit weitergehen soll, nachdem der seit 8 Jahren im Sozialressort für Ausländerfragen zuständige Wolfgang Linder zum 1. Oktober das Handtuch geworfen hat. (vgl. taz vom 9.8.) „Das ist ein schwerer Schlag für den DAB und die gesamte Ausländerarbeit“, wertete DAB-Vorsitzender Gregorios Panayotidis die Kündigung Linders. Daß er erst aus der taz von der Kündigung erfahren hatte, mißfiel dem Bürgermeister sichtlich. Zu dem schwerwiegenden Vorwurf Linders, der Senat sei von

der 1979 beschlossenen Ausländerpolitik abgekehrt, meinte Wedemeier, Linder solle „detailliert belegen, was er damit meint.“ Das Ausländerthema sei keinesfalls Randthema im Rathaus.

Konkretes zu diesem Thema konnte Wedemeier nicht beitragen, da der zuständige Sozialsenator Scherf erst nächste Woche aus dem Urlaub zurückkehrt. Panayotidis betonte, daß sich das Problem lediglich mit einer Wiederbesetzung der Stelle nicht lösen lasse. Die Stelle müsse dringend besser ausgestattet werden, sowohl was die Kompetenzen des

Ausländerbeauftragten, als auch die Zahl der MitarbeiterInnen betrifft.

„Unter aller Sau“, so die Einschätzung eines DABlers sind die „menschenunwürdigen Zustände“ in der Bremerhavener Gemeinschaftsunterkunft Finkenstraße. Wedemeier versprach, dies ebenso so prüfen, wie die Forderung, doch endlich die seit Jahren nicht besetzten Stellen für Ausländerfragen zu besetzen. Sichtlich geschafft meinte Wedemeier:„Ich hab genug Stoff. Fragen hab ich keine mehr.“ Ra