Schlüsselerlebnisse

■ Behinderte brauchen einen Schlüssel, wenn sie auf öffentliche Klos wollen

Immerhin gibt es ihn jetzt, den Universalschlüssel für Berlins Behindertentoiletten, von denen unsere Metropole genau 18 Stück aufzuweisen hat. Eigentlich sollten die Häuschen ja öffentlich zugänglich sein, aber böse Penner und Drogensüchtige würden sie immer verschmutzen, meint der Senat und hält sie deshalb verschlossen. Es ist nunmal einfacher und ökonomischer, die RollstuhlfahrerInnen zu Schlüsselkindern zu degradieren, als ihre Klos öfter zu putzen.

Ein wagemutiger Rollstuhlfahrer hat es jetzt geschafft, sich in den Besitz eines Schlüssels zu bringen. Durch Hinterhöfe, Lieferanteneingänge, halsbrecherische Rampen und Lastenaufzüge gelang ihm das Eindringen in das Landesamt für Zentrale Soziale Aufgaben, das die Schlüsselposition hat und über die Vergabe dieses überlebenswichtigen Utensils bestimmt. Doch die Kraftanstrengung hätte er sich sparen können, denn die Planer und Verwalter haben sich etas Kluges einfallen lassen: Den Schlüssel zum Klo gibt es nämlich auch in der Albrecht-Achilles-Straße 62 beim Landesversorgungsamt im Zimmer 13, das für Behinderte zugänglich ist. Bislang hatten die Schlüsselverwalter vergessen, diese gute Idee auch öffentlich bekannt zu machen.

Ausländische Behinderte müssen derzeit allerdings noch in die Hose machen, denn woher sollten sie wissen, daß es einen Schlüssel gibt, mit dem sie sich Zugang zu einer geeigneten Bedürfnisanstalt verschaffen können.

Man munkelt, daß das Verkehrsamt, bei dem man als Ausländer gegen Hinterlegung eines Geldbetrages das Stückchen Metall ausgehändigt bekommt, eine touristenfreundliche Aktion plant. So sollen große Hinweistafeln an allen Grenzübergängen, am Flughafen und am Bahnhof Zoo angebracht werden mit der Aufschrift: „Willkommen Behinderte aller Nationen in Berlin! Den Schlüssel zum Klo gibt es beim Verkehrsamt.“

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