Ratloses Israel

■ Tel Aviv setzt auf das Militär

Eine totale Ausgangssperre gegen die 650.000 Bewohner des Gaza-Streifens - das ist die israelische Antwort auf die Option der PLO, für die besetzten Gebiete eine provisorische Regierung einzurichten. Doch auch Israels (sozialdemokratischer) Verteidigungsminister Rabin wird wissen, daß noch mehr Drohungen, noch mehr Verhaftungen, Schüsse und Prügel zwar das Ansehen seines Landes im Ausland endgültig zu ruinieren versprechen; doch mit einer Armee kann man die symbolische Gründung eines Staates nicht verhindern. Mit Waffen kann Israel die diplomatische Anerkennung eines solchen Staates durch andere Länder nicht stoppen. Auch die zweite Säule israelscher Außenpolitik ist zerbrochen: Die „jordanische Option“ - das sture Beharren auf Verhandlungen nur mit Jordanien, nicht aber mit der PLO

-gibt es nicht mehr, seit König Hussein seinen Anspruch auf Westjordanien aufgegeben hat.

Zweieinhalb Monate vor den Wahlen haben nur die Rechten des Landes eine Lösung anzubieten. Sie heißt Annexion der besetzten Gebiete, Vertreibung der Palästinenser oder zumindest ein noch schärferer Einsatz der Armee. Eine Alternative dazu hat die Arbeiterpartei nach dem Verlust der „jordanischen Option“ nicht anzubieten. Schlüge sie Verhandlungen mit der PLO vor, könnte sie die Wahlen nur verlieren. Denn die meisten Israelis werden das Staatsideologem „Keine Verhandlungen mit Terroristen“ nicht plötzlich über Bord werfen. Und so glaubt die Regierungskoalition, gefangen in der eigenen Ideologie vom bösen PLO-Terroristen, weiter an die Allmacht der eigenen Armee.

Klaus Hillenbrand