Stein der Weisen

■ Zur Debatte um die Schulschließungen

Folgt man der Berichterstattung der taz, so scheint jetzt im Zusammenhang mit der Schulschließungsdebatte der Stein der Weisen gefunden worden zu sein: Hamburger Str. gerettet, GSM wunschgemäß untergebracht - damit scheinen die wesentlichen Konflikte bremischer Bildungspolitik bereinigt, scheinbar.

Für den gymnasialen Teil der SekII mag das fast noch gelten. Allerdings steht die Frage, wieso plötzlich alle zufrieden sind, daß ein bilinguales Gymnasium eingerichtet wird ? Wieso ist dieser wichtigste inhaltlich Vorstoß im Schulstandortkonzept jetzt dermaßen in der Hintergrund gerückt? Besteht die Zufriedenheit mit Frankes Plänen nur, weil es jetzt im Viertel angesiedelt wird? War's das, was die Hamburger-Straße-Lobby gemeint hat, mit ihrem Wunsch nach dem „anderen Lernen“? Wieso wird die Einrichtung eines deutsch-englischen Gymnasiums, selbstverständlich durchgängig, in einem Viertel mit hohem Ausländeranteil, deren Kinder keinen Schulabschluß in ihrer Heimatsprache erreichen können, als Bereicherung empfunden? (...)Was ist mit der Berufsschulabteilung, die man vor wenigen Wochen vor Ort noch haben wollte, als es darum ging, die Schließung abzuwehren? (...)

Aber auch ansonsten ist inhaltlich mehr unklar als geklärt. Konzeption für Berufsschulen: Fehlanzeige - nur das wiederholte Versprechen, eine vorlegen zu wollen. Konzeption für die Eingliederung der Sonderschulen L in das Regelschulsystem: Fehlanzeige - Konzeption für die Veränderung der Grundschule: Etliche Ansätze vorhanden, nur es fehlt der politische Wille, diese umzusetzen.

Franke hat im organisatorischen Bereich und bezogen auf die GSM auch inhaltliche Zugeständnisse gemacht. Mit der Einrichtung des bilingualen Gymnasiums hat er inhaltlich ein bildungspolitisches Zeichen gesetzt, das nur als Niederlage einer Bildungspolitik begriffen werden kann, die sich aus den Interessen bildungspolitisch Benachteiligter definiert. (..)

Helmut Zachau (bildungspolitisch interessierter Bürger)