: Ein Lob auf die Penne
■ Stolzer Bildungssenator will Lehrern Leistungsdruck machen / Schülerzahlen sinken weiter
Laut sagen mag er es nicht, weil angeblich sonst die anderen Bundesländer Bremens Ansprüche beim Länderfinanzausgleich in Frage stellen könnten, aber Bildungssenator Horst-Werner Franke ist sicher: Bremen ist Spitze - zumindest was das Schulsystem angeht. Um zu Beginn des Schuljahres den Beweis für seine These anzutreten, und einmal über anderes als Schulschließungen zu berichten, lud Franke die Presse gestern zum Bericht, und mitgebracht hatte er eine Menge Zahlen.
Des Senators Stolz auf Bremens Schulen verdankt er vor allem den Bremerinnen. Die haben nämlich im vergangenen Jahrzehnt immer weniger Kinder geboren und so dafür gesorgt, daß im Vergleich zu 1978 in diesem Jahr 44 Prozent weniger SchülerInnen Bremens Schulen besuchen. In der Primarstufe zum Beispiel müssen sich heute durchschnittlich nur noch 22 SchülerInnen eine Lehrerin teilen, sechs weniger als vor zehn Jahren.
Während die Zahl der SchülerInnen insgesamt immer noch sinkt (2,2% zum Vorjahr), steigt die Zahl der ausländischen SchülerInnen deutlich an, in diesem Jahr um 13,5 Prozent. Den erheblichen Problemen, die sich da
durch an einigen Schulen ergeben, will Franke mit einem „Krisenprogramm“ beikommen.
Keine Veranlassung sieht der Bildungssenator, die Grundsätze des bremischen Schulgesetzes in Zweifel zu ziehen. Kooperative Gesamtschulen, das heißt Hauptschule, Realschule und gymnasiale Mittelstufe unter einem Dach, sollen ebenso bestehen bleiben, wie die Kooperation von beruflicher und gymnasialer Bildung im Oberstufenbereich. Schulneugründungen, wie die Gesamtschule Mitte, will sich Franke aber nicht noch einmal aufdrängen lassen und ein Ganztagsbetriebkommt für ihnweiterhin nicht in Frage.
„Die leidige Standortfrage schickt sich einer Lösung an“, war Franke zuversichtlich, daß die zuständige Bildungsdeputation seinem Plan, das Kippenberg-Gymnasium zu schließen, folgen wird. Mit der Schließung seien die Voraussetzungen geschaffen, die Anzahl der Lehrer um mehr als 1.000 auf 4.200 zu reduzieren. Überhaupt die LehrerInnen: denen will der Senator „Leistungsdruck“ machen, damit niemand mehr behaupten kann, an Bremens Schulen werde nicht anständig rechnen, schreiben und lesen gelehrt.
hbk
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