BERLINER K.O.

■ Schon wieder ein Stier

Europa sei Dank: Heute abend spielt die Berliner Kammeroper endlich im heiß begehrten Hebbeltheater. Zum ersten Mal. Und erstmals ist diese ambitionierte freie Truppe unserer Kulturstadt in die glückliche Lage gesetzt, daß ihr ein Projekt komplett vom Senator finanziert wird. Das Stück heißt, wer hätte das gedacht, Europa und der Stier - und es ist eine Uraufführung im Auftrag der Musiktheater-Werkstatt. Die Pressekonferenz erbrachte als Zwischenergebnis ein sattes 0:0 ohne Verlängerung.

Der Komponist heißt Helge Jörns, ist Tonmeister in West -Berlin und hat schon über 130 Werke geschaffen - der Librettist (Rolf Schneider) ist Schriftsteller in Ost -Berlin, und seine Werke sind schon in 20 Sprachen übersetzt. Beide haben hart gearbeitet. Die Oper befaßt sich mit dem bekannten Mythos Europa, der, „zugegeben, ein bißchen unanständig ist“, aber sie hat nichts zu tun mit den aktuellen Problemen des gleichnamigen Kontinents.

BKO-Kapellmeister Brynmor Llewelyn Jones meint, es sei eine komische Oper, aber schön lyrisch für die Stimme geschrieben sei sie auch. Das Bühnenbild seinerseits zeigt einen gelben Raum und wird quer durchmessen von einer Mauer, die ihrerseits nichts zu tun hat mit der Berliner Mauer, auch, wenn wir die gerade mal wieder gerne sehen auf unseren Bühnen. Auch jede Ähnlichkeit der Handlung mit noch laufenden Ausstellungen sei, so wurde versichert, rein zufällig.

Diese Kammeroper sei vielmehr schon in Arbeit gewesen, als Berlin und Europa noch nichts voneinander ahnten. Und wie der Komponist dann zum wiederholten Male dem Intendanten der Deutschen Oper (Bismarckstraße) den tiefempfundenen Dank aussprach für das langjährige Interesse an seinem Werk, da ergriff BKO-Regisseur Henry Akina das Wort: Europa und der Stier sei „kein Uraufführungsanliegen der Kammeroper, sondern ein Uraufführungsauftrag“.

Die Primadonna Elaine Woods lächelte freundlich und sagte hierzu sowie auch sonst überhaupt gar nichts. Und mehr wird auch nicht verraten.

Elisabeth Eleonore Bauer

„Europa und der Stier“, Uraufführung heute um 20 Uhr im Hebbeltheater, weitere Aufführungen ebenda am 18., 20. und 21.August