Asien ist etwas anderes

Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zu den Spielen in Seoul.  ■ I N T E R V I E W

taz: Herr Daume, wenn Sie die Bilder über die brutalen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Polizisten sehen, mit welchen Gefühlen fahren Sie da nach Seoul?

Daume: Ich bin verhältnismäßig gelassen und gehe davon aus, daß die Opposition und die Studenten die Spiele wollen. Unruhen haben wir 1972 auch gehabt und in anderen Ländern. Daß die Jugend unruhig ist, ist ihr gutes Recht. Die Spiele und ihren reibungslosen Ablauf sehe ich nicht gefährdet.

Ein reibungsloser Ablauf muß ja nicht bedeuten, daß der Charakter auch „fröhlichen Spielen“ entspricht.

Diesen Slogan hat Seoul meines Wissens nicht verkündet. Die „heiteren Spiele“ waren in München, und die wurden ja grausam gestört. Wir machen oft den Fehler, daß wir die Dinge mit unseren Augen sehen. In Asien ist eine ganz andere Mentalität. Die Tatsache, daß die Spiele in Seoul sind, haben doch den Demokratisierungsprozeß in diesem Land positiv beeinflußt.

Nun waren die Auseinandersetzungen ...

... die hatten ja nichts mit den Spielen zu tun ...

... die Studenten fordern doch unter anderem die Teilnahme des Nordens an den Spielen.

... was heißt Forderung ...

... Hoffnung, ist das besser?

Das hofft die ganze Welt. Durch zu weit gehende Forderungen des Nordens wurde das bisher unterbunden. Die Spiele sind an Seoul vergeben. Es wäre schön, wenn der Norden die Vorschläge des IOC, einige Sportarten auszurichten, erfüllt hätte. Es wird bis zum Schluß die Türe offengehalten.

Die Studenten wollen die Teilnahme des Nordens, die Regierung im Süden sagt, die will sie auch. Sind das nur diplomatische Scheingefechte?

Da fühle ich mich nicht berechtigt, etwas zu vermuten. Ich sage immer, Asien ist etwas anderes als hier. Aber durch innenpolitische Schwierigkeiten werden, wie ich glaube, die Spiele nicht in Gefahr geraten.

Gespräch: Thömmes