Große Töne - kleine Taten

 ■ Mit Entwicklungshilfe auf Du und Du

Berlin (taz) - Eigentlich sollen die reichen Länder 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts (BSP) als Entwicklungshilfe an die armen Staaten zahlen. Das zumindest fordern die Vereinten Nationen seit 1970. Die Wirklichkeit sieht - wie so oft - anders aus. 1986 zweigten die kapitalistischen Staaten im Gesamtdurchschnitt nur 0,36 Prozent ihres BSP ab. Das Soll von 0,7 Prozent erfüllen neben den skandinavischen Ländern nur die Niederlande und Frankreich. Die Bundesrepublik, immerhin eins der reichsten Länder der Welt, versteckt sich auf Platz zehn unter den Geberländern, und die USA liegen mit 0,23 Prozent weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz.

Bundesdeutsche und US-amerikanische Politiker drücken sich denn auch gerne um diese Statistik herum. Sie führen lieber die absoluten Zahlen an, denn da ensteht ein für sie wesentlich günstigerer Eindruck. Hier liegen die USA mit jährlich rund 8,8 Mrd. US-Dollar vorn, und die Bundesrepublik kommt mit 4,4 Mrd. immerhin noch auf den fünften Platz. Ein Maßstab zur Beurteilung der Hilfsbereitschaft sind diese absoluten Zahlen aber kaum. Merke: Auf die Relationen kommt es an.

Ob das Entwicklungshilfe-Geld überhaupt sinnvoll verwendet wird, ist eine ganz andere Frage. Die notleidenden Bevölkerungsschichten profitieren meist wenig von den Geldern. Ein Teil wird für unsinnige Großprojekte verwendet. Die Aufträge für diese Großprojekte gehen häufig an Unternehmen aus den Geberländern - das ist dann die Gegenleistung für die „Hilfe“. Ein anderer Teil der Entwicklungsgelder fließt auf die Konten der Machteliten und wird von dort aus ins kapitalistische Ausland transferiert. So entwickelt sich durch die Entwicklungshilfe oft nur die Wirtschaft der Geberländer weiter.

tine