Drecksarbeit

■ Niedersachsens CDU und der Kronzeuge

Es war genau die niedersächsische CDU, wie wir sie kennen. Bäurisch, tumb und nur noch peinlich hat sie ihre Kämpen im Spielbank-Untersuchungsauschuß den Lebenslauf von Laszlo Maria von Rath durchkauen lassen, und es ist ihr nicht gelungen, auch nur den Eindruck zu erwecken, daß Ernst Albrecht und Wilfried Hasselmann zehn Jahre lang einen Hochstapler zum engen Vertrauten hatten.

Souverän und oft auch witzig hat der Zeuge von Rath vorgestern acht Stunden lang die CDU-Attacken abgewehrt und sich selbst die abwegigsten Fragen der Christdemokraten nicht verbeten. Stur taten die CDUler so, als sei es beispielweise für die Spielbankaffäre noch von Belang, ob von Rath Anfang der 50er Jahre in einer Papierfirma tatsächlich angestellt oder nur mit der Tochter des Chefs liiert war. Fragen zur Albrecht-Wahl 1976 wollten die Christdemokraten nicht zulassen, und nur weil der FDP -Vertreter im Auschuß an diesem Punkte nicht mehr mitzog, sollte von Rath dann doch noch am nächsten Tag zu diesem Thema befragt werden.

Von Rath hat die achstündige CDU-Tortur geistig fit überstanden, „ich hatte mir das mit den Christdemokraten schwieriger vorgestellt“ höhnte er nach der Vernehmung. Doch körperlich war der 66jährige den Strapazen nicht gewachsen. Seit von Rath nach einer Herzattacke auf der Intensivstation eines Hildesheimer Krankenhauses liegt, ist völlig ungewiß, wann er vor dem Ausschuß seinen schwerwiegendsten Vorwurf darlegen kann, daß Albrecht über Stimmenkauf an die Macht gekommen ist. Wenn Ernst Albrecht, der heute vernommen wird, auf diese Tour aus der Affäre kommt, dann kann er sich bei seinen Kärrnern im Auschuß bedanken. Sie haben den Zeugen nicht widerlegt, aber auf die Intensivstation gebracht.

Jürgen Voges