Kunst für die Abendstunden

■ Bis zum 28.8. können im Atelierhof Kunstwerke von Robert van der Laar und Madlen Jahn-Pütz entdeckt werden: von goldenen Städten, Gnomen und dem Geheimnis der Falltür

Idealerweise hätte die Galerie im Atelierhof ihre Öffnungszeiten für die Ausstellung von Robert van der Laar und Madlen Jahn-Pütz auf den Abend verlegen sollen: erst wenn ein Lichtkegel Objekte und Bilder aus dem Dunkel malt, entfaltet sich die schöne Atmosphäre aus Traum und Vision, aus Poesie und Ratio. Besonders in der Installation van der Laars („T-Raum für Louise“), eine Hommage an die kürzlich verstorbene Bildhauerin Louise Nevelson.

Van de Laar hat die Galerie zur Hälfte regelrecht umgebaut, Wände und Boden einfach holzverschalt und darauf zwei bis drei meterhohe Stühle, einen Tisch, eine umgekippte Treppe, einen Würfel errichtet. Nach der Ausstellung muß alles wieder abgerissen werden. Kein Ding für die Ewigkeit also. Aber es wird etwas in den Köpfen derer hängen bleiben, die der Aufforderung des Objekts folgen und Phantasie spielen lassen. Es ist auch fast unmöglich, dies nicht zu tun: nicht an Märchen zu denken, in Kindheitserinnerungen zu schwelgen oder in plötzlich auftauchenden Bildern sonstwie jenseits der Alltagswelt zu bleiben.

Kernstück der Installation bildet jedenfalls ein Tisch mit zwei

Stühlen: Platz für imaginäre Diskussionen über Schein und Wirklichkeit oder darüber, ob so ein Tisch nun etwas Trennendes oder Verbindendes ist. Selbstverständlich darf und soll der Traum-Raum betreten werden: Wie sonst könnte man das Geheimnis der Falltür entdecken oder Kribbeln in den Fingern und Sehnsucht haben, weil die kleine goldene Stadt auf dem augenhohen Tisch so unerreichbar im Hintergrund schimmert (Auch unter den Tisch kriechen - reichhaltiges Innenleben durchstöbern!)

Der 48jährige Holländer van der Laar kam vor Jahren für ein Praktikum als Maschinenbauer nach Deutschland und blieb der Bildhauerei wegen hier. Möbel haben ihn zwar schon früher interessiert, doch in diesem Ausstellungs-Fall bedeuten sie auch Erinnerung an Louise Nevelson. Die baute ihre riesigen Objekte aus Möbelteilen. So ist die Falltür vorm Tisch Hinweis auf die Kellertür ihres Hauses, hinter der sie ihr kostbares Material (ausreichend für Jahrzehnte) gestapelt hat. Gold gehörte zu ihren Lieblings-Farben. Gold läßt van der Laar schön dosiert aus staubig-grauem Holz blinken - ein freundlich-ironischer Gruß der Nevelson.

Die Bilder und Figurinen von Madlen Jahn-Pütz haben wenig Chancen gegenüber der Installation. Beim Versuch, die Ausstellung als Ganzes zu betrachten, bricht die Spannung sofort auseinander, zumal vorn in der Galerie ein ausladend kunstloser Gebrauchs-Schreibtisch dominiert und ganz einfach nicht dort hingehört. Die zartfarbigen und feinnervigen Menschenfiguren von Jahn-Pütz sind, so zufällig und belanglos irgendwie hingehängt, weder ein logischer Kontrast noch eine sinnvolle Ergänzung zur Bühne van der Laars. Das ist bedauerlich für Jahn-Pützs zurückhaltende Art: starkes Gefühlvollsein will sich da am liebsten vor sich selbst verstecken. So, wie die meisten der gedrungen und gnomenhaft gezeichneten Körper das Gesicht hinter den erhobenen Händen verbergen.

Mehrere Gnome sollten sich ursprünglich im Raum versammeln oder von der Decke baumeln. Aus welchen Gründen auch immer diese schöne Idee nicht umgesetzt wurde - die jetzige Lösung ist jedenfalls keine. Schade auch.

Beate Naß

Bis 28.8., Atelierhof Alexanderstr. 9 B, Mo - Fr 15-19, Sa 14 - 17, So 11 - 14 Uhr.