KOMMENTAR: Tödliches Chaos
■ Einsatzleitung war das Zentrum der Konfusion
Auf keinen Fall Menschenleben gefährden, das war laut Innensenator Meyer das Ziel des Polizeieinsatzes. Unterstellen wir, diese Parole war für alle Polizei –Einheiten verbindlich. Dann kann nur auf Schlamperei oder Dummheit zurückzuführen sein, was in Bremen geschah. Nur ein Beispiel: Ein paar Meter entfernt von den Geiselnehmern stand der Bus. Es bedurfte nur einer Anweisung, um ihn abfahren zu lassen. Die kam nach 23 Minuten, zu spät.
All die Peinlichkeiten wollen weder Innensenator Meyer noch Kripo-Chef Möller freiwillig zugeben. Deshalb dokumentiert die taz im Wortlaut Details einer weiteren, todbringenden Panne: provozierende Verhaftung und verspätete Freilassung der Bankräuber-Komplizin am Grundbergsee. Aus dem Verlauf des Funk-Gesprächs geht eindeutig hervor, daß die Einsatzleitung in Bremen, als sie von der gezielten Festnahme erfuhr, nicht korrigierend eingegriffen hat. Und das, obwohl sie mehrmals dringlichst um Order angefragt wurde. Die offizielle Begründung des Innensenators, warum er nicht vor Ort war, lautet: Nur im Einsatz-Zentrum habe er den Überblick behalten können. Doch dort herrschte, mit Meyer, tödliches Chaos.
Holger Bruns-Kösters
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