Schwarzer SaTiergarten

■ Das Schüler- und Studenten-Cabaret „Quijote“ hatte im Bürgerhaus Weserterrassen Premiere

Tatsächlich: Alle, alle waren sie gekommen: Herr Gauweiler, Dr. Bob und Miss Piggy, Adolf Hitler, Superrentner, Leichenschänder, Gott, Thomas Magnum und noch mehr. Vielleicht hätte Fossy Bär doch nicht so zugkräftig wie makaber bedroht werden sollen - neben oben genannten Persönlichkeiten waren nämlich doch noch erheblich mehr als nur „der Zuschauer“ erschienen.

Der Sektempfang fand zu meinem Glück erst nach der Pause statt, sonst hätte ich mich den ganzen Abend lang in der Sektpfütze niederlassen müssen, die sich im Anschluß an eben diesen Empfang auf der einzig verbliebenen Sitzgelegenheit, der Theke, ausbreitete.

Das engagierte Schüler-Studenten-Cabaret hatte das rege Publikumsinteresse, das ihm entgegengebracht wurde, voll und ganz verdient. Die Mischung aus politischer Satire, Slapstik und Cabaret ist gut gelungen.

Mit einfachen Mitteln wird größtmögliche Lachwirkung erzielt. Die zwei hochgehaltenen Wolldecken - „das hier ist der Petersplatz“ - sind von genauso entwaffnendem Charme wie die „Phantomimegruppe Begnadete Körper“ mit der so simplen wie furchterregenden Verbildlichung „Das Ozonloch“ oder dem „Wildwechsel auf der A1“.

Das Interview mit Herrn Gauweiler (hier Gauleiter genannt): „Aids sorgt schon heute dafür, daß tausende Menschen sterben. Zum größten Teil sind es Mitglieder der bekannten Risikogruppen: Homosexuelle, Prostituierte und Schwarze. Aber mittlerweile sterben auch Unschuldige an Aids“ hat soviel bitterbösen

schwarzen Humor wie „Thomas Magnum in: Brünette leben gefährlich“ blödeligen Witz hat.

Nach der klebrigen Pause allerdings begann dann der Klamauk deutlich Einzug zu halten, unterbrochen nur von einigen musikalisch perfekten Einlagen. Die emotionsschwangeren Liebeslieder („Ich brauch Dich“), die zwischen Ludwig Hirsch und Hannes Wader liegen, mit einigen gefährlichen Tendenzen zur Münchener Freiheit („Ich liebe dich, liebe dich...“) sind zweifellos Geschmackssache. Gut vorgetragen und musikalisch nahezu perfekt sind sie auf jeden Fall.

Das Bürgerhaus Weserterrassen mit seinem dezenten Charme einer Schulaula und der recht familiären Atmosphäre im Publikum, das vorwiegend aus Oberstufenschülern bestand die eine Mammi und der andere Pappi waren bestimmt auch da -, bildeten einen guten Rahmen. Der Kreis wohlgesonnenen Schülerpublikums scheint im Moment noch die beste Umgebung, das muß aber durchaus nicht so bleiben.

Zum Schluß soll noch Herr Curser zu Wort kommen, der so vielbelächelte Computer-Idiot, dem der smarte Herr von IBM so treffliche Worte aus dem Munde nahm: „Ein Computer ist berechenbarer als, nehmen wir zum Beispiel: eine Frau. Bei dem Computer gibt es nur Ja oder Nein, und kein 'ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe'“. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen, oder?

KeDe

Weitere Vorstellungen: Im K.U.N.Z., im Institut Francais und im Schlachthof. Wann? 323560,232239 oder 344319 anrufen.