Postmoderne im Hinterhof

■ Wie aus einem Hof ein Gärtlein wurde

Nein wirklich, grundsätzlich ist gegen Grün in grauen Hinterhöfen nichts einzuwenden. Grotesk wird es aber, wenn der Veränderungswille alternativer Bildungsbürger aus einem stinknormalen Berliner Hinterhof Disneyland macht.

Der Hof war prima. 15 mal 15 Meter, außen herum ein Weg aus hellen geriffelten Fliesen, in der Mitte Rasen, ein paar Büsche. Banal, normal und praktisch. Da konnten die Kinder aus dem Haus spielen, der Typ aus dem Vorderhaus sein Moped reparieren. Ab und an saß man auch mal abends mit zwei Flaschen Wein auf Klappstühlen zusammen und unterhielt sich.

Kürzlich kam frühmorgens ein Kleinbagger durch die Toreinfahrt gedonnert. Nach einer Stunde war der intakte Hof eine trostlose Baustelle geworden. Doch schon am nächsten Tag kamen die Pflasterleger. Statt des praktischen Weges außen herum legten sie jetzt holprige Weglein aus grobem Straßenpflaster kreuz und quer.

Klein und schmal für Menschlein. Für Fahrräder oder Mopeds ist da kein Platz mehr. Doch damit nicht genug. In der Ecke ist aus rotem Klinker ein Plätzchen gepflastert, dort soll man also zukünftig feiern.

Doch der Clou kam letzte Woche: Drei junge GärtnerInnen brachten große helle Steine und Humus. Und jetzt prangt mitten in unserem Gärtlein ein Kräuterschnecklein!

Bleibt nur zu hoffen, daß Kinder und Knöterich ihr Bestes tun und dieser spießbürgerlichen Idylle den nötigen Teil Anarchie aufdrücken.

bf

Das Gärtlein ist am Mariannenplatz 22 in Berlin Kreuzberg zu besichtigen.