Schickes Sklavenschiff

■ Italienischer Schuster ließ sein Segelboot mit dem Namen „Creole“ in Vegesack aufmöbeln / Neue Gemächer, neue Technik / Heimathafen: Hamilton, Bermudas

Sie heißt „Creole“ nach den Nachfahren der Afrikaner, die aus den französischen und spanischen Kolonien in die Karibik verschleppt wurden - oder nach den kreisrunden Ohrringen, die die Creolen trugen. Schon seit April dieses Jahres liegt das Luxus-Segelschiff im Hafen von Ve

gesack und wurde generalüber holt. Anfang September soll es auslaufen.

Niarchos‘ Kaffeefahrten

Ziel: Hamilton auf den Bermudas, der Heimathafen der „Creole“. Sie ist sechzig Meter lang, 9,6 Meter breit und hat drei 46 Meter hohe Masten. Sie sieht aus wie ein Sklavenschiff, doch gebaut wurde sie erst anno 1927 in Portsmouth, und zwar bei der Traditionswerft Camper und Nicholson. Der Auftraggeber war damals ein Millionär aus dem tiefsten Süden der USA.

Nach dem zweiten Weltkrieg fungierte die „Creole“ als Luxusliner für Kaffeefahrten des Jet-Sets, die von Nizza oder Cannes ausgingen.

Schiffseigner war zu dieser Zeit der millionenschwere griechische Reeder Stavros Niarchos. Der verkaufte die „Creole“ an das dänische Jugendförderwerk in Nyborg auf Fünen.

Jetziger Besitzer ist der italienische Schuhdesigner und Eigentümer zweier Schuhfabriken, Mauricio Gucci. Gucci baut Schuhe für die „besseren“ Leute;

auch US-Präsident Ronald Reagan gehört zu seinen Kunden.

Noch schöner

Schon 1954 ist das 61 Jahre alte Schiff in Bremen-Nord überholt worden, bei der Burmester-Werft an der Lesum, die inzwischen geschlossen worden ist. Dieses Mal sollte es noch schöner werden: Auf dem Deck schimmert das Messing der Beschläge, sogar die Bullaugen sind aus der edlen Metallegierung. Die Außenwände und die Aufbauten sind aus Teakholz, das schon starken Stürmen getrotzt hat. Ebenso wie das sogenannte Pudeleisen, aus dem die Spanten bestehen, und das trotz seines Alters keine Korrosionsschäden aufweist.

Rostfrei

Pudeleisen, gewonnen nach einem Verfahren aus dem 18. Jahrhundert, enthält nämlich viel mehr Kohlenstoff als moderne Stähle und ist deshalb weniger anfällig gegen Rost.

Die „Creole“ läuft unter dem britischen „Union Jack“, allerdings mit Bermuda-Wappen. Das hat für den Eigner den Vorteil,

daß die Abgaben viel geringer sind als im britischen Mutterland. Bei 1016 Quadratmetern Segel kann sie eine Geschwindigkeit von 17 Knoten - das sind etwa 31,5 km pro Stunde - erreichen. Zusätzlich kann noch ein Spinnaker mit 1000 Quadratmetern Segelfläche gesetzt werden.

Im Innern wurde die „Creole“ mit den neuesten Errungenschaften der Technik sowie einem neuen Rohrleitungssystem ausgestattet. Auch die Gemächer für den italienischen Schuhmacher und seine Gäste wurden neu gestaltet. Damit die edlen Hölzer unter klimatisierten Bedingungen verarbeitet werden konnten, holten die Lürssen -Schiffbauer die Yacht aus dem Wasser, montierten die Masten ab und schleppten sie in die Werfthalle. Eine neue Steuerung für die beiden Antriebe der „Motoren-und Turbinenunion“ wurde ebenfalls eingebaut.

Aus 12 italienischen Seeleuten besteht die Besatzung des Seglers: junge, italienische Traummänner. Sie waren während der langen Renovierungszeit in Vegesack und halfen fachmännisch bei den Arbeiten.

(taz)