Hafen, Hafen, Hafen

■ Im September feiert Bremen den hundertsten Geburtstag seiner Häfen / Ausstellung in See-Containern / Offene Türen in Hafenfirmen / Noch ein Hafenbuch

Wenn die stadtbremischen Häfen 100 Jahre alt werden, dann kommen sie in die City. Riesige Stapler werden 10 See -Container die Obernstraße entlangschleppen und auf dem Domshof abstellen. Unter den Augen der Bankhäuser, die mit dem Geldhahn schon so manches Seefahrtsunternehmen unmöglich gemacht haben, werden sich die Container der Bremern öffnen. Ihr Inhalt: Eine Ausstellung mit Bildern, Texten und Modellen. Das Thema: 100 Jahre Bremer Häfen.

Gestern stellte Hafensenator Konrad Kunick das Projekt vor. Vor hundert Jahren wäre Bremen beinahe verlandet, bei Elsfleth habe die Weser nur noch eine Tiefe von 60 Zentimetern gehabt, berichtete er. Nur die „Weserkorrektion“ nach den Ideen des bremischen Oberbaurats Ludwig Franzius habe der Stadt ihre heutige Bedeutung gesichert.

„Weserkorrektion“, Ausstellungsmacher Hermann Pölking erklärte, was darunter zu verste

hen ist: Die Seitenarme des sich gemächlich durch die Teifebene windenden Flusses kappen, dem Strom mit Leitdämmen die Richtung weisen. Entscheidend: Vom Weserwehr an mußte der Fluß die Form eines Trichters haben. Denn nur dann konnte erreicht werden, daß er immer mit der gleichen Geschwindigkeit strömt: Bei Flut hinauf bis Bremen, bei Ebbe hinab in die Nordsee. So brachte Franzius fertig, was die Bremer Häfen mit der Welt verband und ihnen zudem so billig kam: Eine sich selbst ausbaggernde Weser. Denn: Der Ebbstrom nahm die Sandmassen, die die Weser aus dem Bergland in ihren Unterlauf schwemmte, mit hinaus in die See. „Eine begeisternde wasserbau-Leistung“, so Pölking. Damit sie sich für Bremer Wirtschaft auch lohne, hat Franzius auch gleich den Europahafen geplant, den ersten modernen Hafen in Bremen.

Pölking, der umtriebige Stadt-Historiker und Besitzer des

„Steintor„-Verlages und der Hafensenator: ein kräftiges Gespann. Pölking spürt fanatisch den Anfängen bremischen Wirtschaftslebens nach. Kunick braucht Werbung für seine Häfen. Nicht nur nach außen, bei den Verladern und Reedern. Auch bei der Bevölkerung der Hansestadt. Investitionen in die Hafenanlagen wären von der Bevölkerung immer akzeptiert worden, merkte Kunick an. Deshalb habe man auch so schnell auf wirtschaftliche und techniasche Veränderungen reagieren können. Pölking berichtete von einem alten Bremer Leiden: Der Verschuldung der Stadt kurz vor dem ersten Weltkrieg: Sie war die höchste im ganzen Reich: 1.000 Goldmark pro Einwohner, hervorgerufen durch die Ausgaben für Hafenbauten und die „Weserkorrektion“. Die Verbundenheit der BremerInnen mit ihren Häfen, das ist ein Ziel der Hafentage. „Das Bewußtsein stärken, daß wir einen Hafen haben“, nannte

es Kunick. „Ihre Häfen sind den Bremern immer noch einen Sonntagsspaziergang wert“. Wenn die Hafentage dann im September begonnen haben, wird noch viel mehr möglich sein: Dann können die BremerInnen eine ganze Reihe von Hafenfirmen von innen sehen. (Termine wird die taz bekanntmachen).

Aber nicht nur Geschichte soll die Ausstellung und das zugehörige Buch zeigen, sondern auch den jetzigen Stand der Häfen: In einem der Ausstellungs-Container kann die BesucherIn eine Schiffsfahrt die Weser hinauf simulieren, einmal unter den Bedinungen von 1900, und gleich nebenan zu heutigen Konditionen.

Wenn die Bremer Bevölkerung sich an der Ausstellung sattgesehen hat, dann soll sie auf Reisen gehen: Nach Bonn, nach München und im Jahr 1992 nach New York. Verpackt werden braucht sie dann nicht: Die Container werden zugeklappt und auf ein Schiff gehievt. Im Hafen.

mw