Vorwürfe gegen Polizeiführung

■ Münchner Fotograf wirft Berliner Polizei Verschleppung von Ermittlungen vor / Ausgangspunkt ist der Einsatz der Spezialtruppe EbLT in Wackersdorf im Oktober vergangenen Jahres

Den schweren Vorwurf, daß die Berliner Polizeiführung die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Amberg gegen die Spezialtruppe EbLT im Zusammenhang mit dem gewalttätigen Polizeieinsatz in Wackersdorf vom vergangenen Oktober „bewußt verschleppt“ hat, hat jetzt ein Münchner Fotograf erhoben.

Der Fotograf ist einer von zahlreichen Personen, die seinerzeit von Polizisten verprügelt worden waren und deshalb bei der Staatsanwaltschaft Amberg Strafanzeige wegen Körperverletzung im Amt gegen unbekannt gestellt haben.

Der Fotograf war eigenen Angaben zufolge viermal zusammengeschlagen worden und hatte von einem Beamten, von dem er „mit der Faust in die Eier“ geboxt worden war, ein „sehr gutes Portraitfoto“ geschossen. Dieses Foto, das den Schläger mit offenem Visier und der deutlich sichtbaren Helmaufschrift „E2“ (Teil der EbLT, d. Red.) zeigt, befindet sich seit Janaur dieses Jahres in der Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft. Dennoch kam es bis heute zu keiner Gegenüberstellung mit dem Zeugen.

Wie der Fotograf berichtete, kamen sämtliche bislang von der Staatsanwaltschaft für die Gegenüberstellung in Berlin anberaumten Termine nicht zustande, weil die „E2“ aufgrund von Urlaub, Krankheit, Schichtdienst oder zwischenzeitlicher Versetzung angeblich nicht vollständig anzutreffen gewesen sei. Der Fotograf, der vom zuständigen Staatsanwalt erfahren hat, daß die Gegenüberstellung vom hiesigen Landespolizeidirektor Kittlaus organisiert werden soll, zog daraus den Schluß, daß die Polizeiführung offensichtlich „nicht an einer Aufklärung interessiert ist“.

Ein Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Amberg bestätigte gestern, daß der Termin wegen „organisatorischer Gründe“ wie Urlaub und Krankheit der Beamten bislang nicht zustande kommen konnte.

Es sei jedoch ein neuer Termin - „in vier bis sechs Wochen“ - anberaumt. Landespolizeidirektor Kittlaus ließ auf Nachfrage der taz über seine Sekretärin ausrichten, er gebe dazu keine Auskunft.

plu