Hört, ich bin der Aufstand

■ „Wider den subjektiven Karren: „Objektiv“, ein Auslandsjournal, Do., 11.8., DDR 1, 20.45 Uhr)

Verbreitet „Objektiv“ - das Auslands-Jorunal der DDR Objektivität? Dieses hehre und doch nie zu verwirklichende Ziel des investigativen Journalismus?

Ulrich Makosch, ein Propaganda-Journalist, wenn auch nicht von der Aufdringlichkeit eines Eduard Schnitzler („Der schwarze Kanal“), moderiert dieses monatlich ausgestrahlte politische Magazin, das dem Arbeiter- und Bauern -Staatsbürger vom Harz bis Frankfurt a.O. ein sozialistisch -einheitliches Bild von der Welt draußen geben soll.

Diesen Monat standen drei Krisenherde und ein Feature über „Alt-Havanna als Kulturerbe“ auf dem Programm. Die schleppenden Friedensverhandlungen im Iran-Irak-Konflikt führte Makosch auf die USA-Präsenz im Golf zurück. Eine junge Palästinenserin sang in einem westjordanischen Flüchtlingslager - das „Leid und Elend“ charakterisierte der Korrespondent mit dem Fehlen einer Turnhalle - ein Lied gegen die „wütenden Invasoren“: „Hört, ich bin nicht allein, ich bin der Aufstand ...“

Ein eingeflochtener Bericht aus dem „BRD-Fernsehen“ - ob Raubkopie oder Bestandteil des Kulturabkommens bleibt dahingestellt - erzählte von den Kriegsdienst verweigernden israelischen Soldaten auf der Westbank. Später wurden verweigernde Botha-Apartheids-Soldaten gezeigt. Wenn bei so viel Bildmaterial von kritisch hinterfragenden Uniformierten die heimischen NVA-Schützlinge mal nicht auf falsche Gedanken kommen!

Der Titel dieses Magazins, so denke ich, ist sprachlich weniger von „Objektivität“ abgeleitet als vielmehr von der dem Objekt zugewandten Linse, etwa in Anlehnung an die Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“. Wer die „Objektiv„ -Journalisten live erleben möchte, findet sich am 26.8. auf dem Ostberliner Alexanderplatz ein, wo die „Objektiv“ aus Solidarität zu Südafrika jede Menge West-Schallplatten verlosen werden.

Christian Haase