Südafrika bannt erfolgreiche KDVler-Kampagne

KDVler waren in den letzten Jahren Repressionen und Diffamierungen ausgesetzt / Unmut der Weißen gegenüber Militär wächst  ■  Von Hans Brandt

Berlin (taz) - Mit dem am Montag verhängten Verbot der „Kampagne zur Beendigung der Wehrpflicht“ (ECC) hat der südafrikanische Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, zugegeben, daß die ECC durchaus erfolgreich ist. Er begründete das Verbot mit der „Gefahr, die die Aktivitäten der ECC für die Öffentlichkeit und für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung darstellen“. Die ECC war von der Regierung in der Vergangenheit wiederholt als Front des verbotenen ANC verurteilt worden. Die Organisation habe viele junge weiße Männer beeinflußt, ihren Wehrdienst zu verweigern, sagte der Minister.

Als Beispiel nannte Vlok die 143 Männer, die Anfang August öffentlich ihre Verweigerung angekündigt hatten. „Das wäre wahrscheinlich nicht passiert, wenn es nicht die ECC -Kampagne gegen die Wehrpflicht gegeben hätte.“ Die 143 hatten ihre Verweigerung damit begründet, daß das Militär „zur Aufrechterhaltung der Apartheid und Destabilisierung der Nachbarstaaten beiträgt“.

Schon seit ihrer Gründung 1983 war die ECC Ziel zahlreicher Repressionsmaßnahmen und Schikanen. Das 1986 verhängte Ausnahmerecht, beispielsweise, enthält Bestimmungen, die einen Aufruf zur Wehrdienstverweigerung und Kritik an der Rolle des Militärs in Südafrika verbieten - eine Bestimmung, die eigens für die ECC formuliert wurde. Auch die Verhaftungswelle, die durch die Verhängung des Ausnahmezustandes ausgelöst wurde, richtete sich massiv gegen die ECC. Zudem hat die Regierung mit diffamierenden Flugblättern und Plakaten und einer breit angelegten Anti -ECC-Kampagne in den Medien versucht, Stimmung gegen die Organisation zu machen. ECC-Mitglieder wurden u.a. beschuldigt, Kommunisten und Schwule zu sein. Die Machenschaften des Militärs in diesem Zusammenhang wurden aufgedeckt, als ECC-Sympathisanten, die während des Wehrdienstes im Hauptquartier des Militärs in Kapstadt gearbeitet hatten, im März Einzelheiten über eine dort koordinierte Diffamierungskampagne gegen die ECC an die Öffentlichkeit brachten.

Dennoch hat sich der Unmut unter den Weißen Südafrikas über die Rolle des Militärs in letzter Zeit weiter verbreitet. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz südafrikanischer Soldaten in Angola und zur Unterdrückung von Protesten in den schwarzen Wohngebieten Südafrikas. Auch die in den letzten Jahren immer wieder verlängerten militärischen Verpflichtungen weißer Männer werden kritisiert. Ein Weißer muß inzwischen eine zweijährige Dienstpflicht absolvieren und die folgenden zwölf Jahre jährlich zwei Monate an Reserveübungen teilnehmen. Zusätzlich müssen alle weißen Männer bis zum Alter von 55 Jahren in der „Armee der Väter“ jährlich zehn Tage beim Militär erscheinen. Seit 1985, als sich nach offiziellen Angaben 7.589 Männer nicht zum Militärdienst meldeten, weigert sich die Regierung, Zahlen über Verweigerer bekanntzugeben. Die ECC schätzt, daß Tausende jährlich das Land verlassen oder ständig die Addresse wechseln, um den Militärdienst zu vermeiden.