Polnische Miliz räumt Zeche Kirche will vermitteln

In einigen Betrieben wurde die Arbeit wieder aufgenommen Vizepremier Sadowski wird in Danzig erwartet / Treffen mit Walesa?  ■  Von Klaus Bachmann

Berlin (taz) - In die angespannte Lage in Polen ist Bewegung gekommen. Während nach Berichten des polnischen Fernsehens der Streik in der Zeche Andaluzja in Jastrzebie von den Bergleuten beendet wurde, räumte die Miliz in der Nacht in Walbrzych die bestreikte Zeche „Mieszko“. Nach Angaben der polnischen Presseagentur 'PAP‘ haben auch die Arbeiter des Eisenbahnreparaturwerks in Wroclaw sowie der beiden bestreikten Ziegelfabriken in Poznan die Arbeit wieder aufgenommen. Indessen haben sich 125 Bergleute der bestreikten Zeche „Trzydziestolecie PRI“ in Jastrezebie entschlossen, den Streik solange unter Tage fortzuführen, bis Verhandlungen mit der Regierung in Gang kommen.

Arbeiterführer Walesa hat in Danzig erneut seine Verhandlungsbereitschaft erklärt. Die streikenden Arbeiter wollen die Wiederzulassung der verbotenen Gewerkschaft Solidarität erzwingen. Der für die Wirtschaftsreform zuständige Vizepremier Zdzislaw Sadowski wurde zu einem zweitägigen Besuch in Danzig erwartet. Nach offiziellen Angaben reagiert Sadowski damit auf eine bereits seit längerem bestehende Einladung der lokalen Behörden. Es wird erwartet, daß er sich auch mit Walesa trifft. Ein solches Treffen hatte bereits während der Streikwelle im Mai dieses Jahres stattfinden sollen, war jedoch von der Regierung abgesagt worden, nachdem sich Walesa den Streikenden angeschlossen und in der Leninwerft geblieben war.

Inzwischen mehren sich auch Anzeichen dafür, daß eine Vermittlung über die katholische Kirche in Gang gekommmen ist. Nachdem zu Beginn der Woche noch gemeldet worden war, die Vermittlungsversuche des Kattowitzer Bischofs seien ins Leere gelaufen, ist es am Montag zu einem Treffen des Wroclawer Bischofs mit dem Ersten Parteisekretär von Wroclaw und den dortigen Bezirksvertretern gekommen. In einem gemeinsamen Kommunique, das anschließend veröffentlicht wurde, betonten beide Seiten, Reformen könnten erst nach Wiederherstellung der Ordnung und nationaler Versöhnung erfolgreich in Angriff genommen werden. Es wird erwartet, daß die polnischen Bischöfe bei einer am Mittwoch in Tschenstochau beginnenden zweitägigen Konferenz des polnischen Episkopats auch die aktuelle politische Lage besprechen.