Demo „Auf dem Grill“

■ Initiative Ueterlande bei Bremerhaven gibt ihre Wochenendhäuschen noch nicht auf Rentner-Demonstration, Kleinanzeigenkampagne und Podiumsdiskussion

„Wer bietet uns die gleichwertigen Grundstücke, die der Oberkreisdirektor Prieß versprach, aber nicht zur Verfügung hat?„ So lautet eine von zehn verschiedenen, aus dem normalen Suche-und-Biete-Rahmen fallenden Kleinanzeigen, die zur Zeit in der Bremerhavener „Nordseezeitung“ zu lesen sind. Die Interessengemeinschaft „Ueterlande /Auf dem Grill“ versucht mit aufmüpfigen Anzeigen, auf den Abriß einer sieben Kilometer von Bremerhaven entfernten Siedlung mit Wochenendhäusern aufmerksam zu machen (siehe taz vom 22.8.). Die vor allem von „sozial schwächeren“ Familien genutzten Häuschen müssen bis zum 30. September einem geplanten, angrenzenden In

dustriegebiet weichen. Nach Interessenten aus der Großchemie suchen die Wirtschaftsbehörden in Bremen und Hannover hierfür jedoch schon seit zehn Jahren vergeblich.

Nachdem der Wirtschaftssauschuß des niedersächsischen Landtags am letzten Freitag eine Petition verworfen hat, sind alle Rechtsmittel vergeblich bemüht worden. Noch beginnt aber niemand unter den Betroffenen, Häuschen und Garten zu räumen. Stattdessen werden unkonventionellere Protestformen entdeckt. So stellten die Laubenpieper erneut ihren Heimwerkerfleiß unter Beweiß. Spruchbänder und tafeln in allen Größen und Variationen säumen seit einigen Tagen die

Gegend auf der Luneplate. So sucht ein über den Deich blickendes Plakat „nach den Politikern, die sich bei einer bevorstehenden Wahl unserer Probleme annehmen würden“. Am 27.8. gibt es eine „Rentner-Demo“ - mehr als ein Drittel der Laubenpieper sind pensioniert. Natürlich geht es etwas gesitteter zu: Die Demo endet in einem großen Zelt auf dem angrenzenden Campingplatz. Um 15 Uhr will die Interessengemeinschaft dort auf einer Podiumsdiskussion Politiker verschiedener Parteien, Ortsvorsteher und Bürgermeister doch noch überzeugen. Beim Gemeindedirektor von Loxstedt, Peter Heinemann, wird dies nicht gelingen. Er hat gleich abgesagt. „Wenn wir die Ge

meinde hinter uns hätten, gäbe es vielleicht noch eine Chance“, so deutet Harry Pfeyffer, Sprecher der Initiative, die Signale aus Hannover. Im Wirtschaftsausschuß wurde nur bei „besonderer sozialer Härte“ die Möglichkeit eingeräumt, vorerst in den Wochenendhäuschen zu bleiben. Daß die woanders etwa fünfmal so hohen Platzmieten von den Familien nicht bezahlt werden können, zählte für die Mehrheit des Wirtschaftsausschusses nicht dazu. „Wo sehen Politiker für sich eine besondere soziale Härte?„, fragt eine der aufmüpfigen Kleinanzeigen. „Antwort: Wenn sie von einem 250er Daimler auf einen 190er Diesel umsteigen müßten.

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