Großfeuer zerstörte das historische Zentrum Lissabons

Lissabon (dpa/afp) - Einer der historisch wertvollsten Stadtteile der portugiesischen Hauptstadt Lissabon - das historische Zentrum zwischen Rossio-Platz und dem Tejo-Ufer

-ist gestern durch ein Großfeuer zerstört worden. Die engen Gassen und Fußgängerzonen mit den oft 200 Jahre alten Häusern waren ein gemütlicher Winkel dieser alten Hauptstadt, der Einheimische und Touristen gleichermaßen anzog.

Ein Mensch kam in den Flammen ums Leben, elf weitere wurden verletzt. Rund 1.000 Personen mußten evakuiert werden. In den Altstadtvierteln der „Baixa“ und des „Chiado“ wurde eine Fläche von rund 7.500 Quadratmetern vernichtet. Die Schäden gehen in die Milliarden Escudos. Kirchen, Kaufhäuser, kleine und große Läden, Restaurants, historische Gebäude und die Büros vieler Firmen und Versicherungen, die in mehr als 200 Jahre alten Gebäuden untergebracht waren, sanken in Schutt und Asche.

Der Brand brach gegen 5.30 Uhr in dem Ende des vorigen Jahrhunderts erbauten Kaufhaus „Grandella“ aus. Die Polizei vermutet Brandstiftung und Versicherungsbetrug. Schnell erfaßten die Flammen das benachbarte Warenhaus „Chiado“, das 1905 in einem früheren Kloster eingerichtet wurde. Heftiger Wind trug das Feuer weiter in die erste Schallplattenfirma Portugals, „Valentim de Carvalho“, und vernichtete dort das unwiderbringliche historische Archiv. Die 200 Meter breite Flammenfront fraß sich in den engen Gassen schnell in Richtung Süden zur Praca do Comercio voran, wo einst die Galleonen des portugiesischen Weltreiches ihre Schätze an Land brachten. 1.000 Feuerwehrleute mußten fast machtlos zusehen, wie das Feuer im alten Gebälk und in morschen Wänden immer neue Nahrung fand, wie Gasexplosionen immer neue Häuser einstürzen ließen. In den engen Straßen kamen die Feuerwehrwagen kaum voran. Rauchende Trümmer, beißender Qualm und nasser Aschenschlamm versperrten zusätzlich den Weg. Die Flammen schlugen 30 bis 40 Meter hoch in den Himmel.