Friedenstage und Daimler-Streit

■ Scherf: Daimler-Einstieg bei MBB nützt der Rüstungskonversion

„Nie wieder Krieg“: Unter diesem Motto finden auch in diesem Jahr die Bremer Friedenstage statt. Zum fünften Mal haben sich das Bremer Friedensforum, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst zusammengeschlossen, um an den Beginn des 2. Weltkrieges am 1.9.1939 zu erinnern. Merkwürdig fand es nur Senator Henning Scherf, der als Vertreter für Horst -Werner Franke gekommen war, daß sich so unterschiedliche Organisationen zusammen gefunden haben, um für den Frieden zu werben. Einig schienen sich die Veranstalter auch nur in diesem Punkt zu sein.

Bei der umstrittenen Fusion von Daimler-Benz und MBB hatten der DGB und der Senator erwartungsgemäß andere Ansichten. DGB-Chef Hans Möller rief dazu auf, den Zusammenschluß unbedingt zu verhindern. Henning Scherf sieht in dem Zusammenschluß die Chance, die Rüstungskonversion voranzutreiben. Der Anteil an Rüstungsporduktion, so Scherf, gehe sowieso schon zurück. Das sieht Möller ganz anders: Mittlerweile sei im Land Bremen jeder 13. Industrie -Arbeitsplatz von der Rüstung abhängig. Vor der Bürgerschaftswahl habe die SPD noch versprochen, Bremens Abhängigkeit von Rüstungsproduktion und -export zu verringern. „Bremen darf nicht zur Rüstungsschmiede werden“, appellierte er. Einig waren sich Scherf und Möller allerdings darin, den Bremer Aufsichtsrats-Sitz bei MBB zu erhalten, um „zumindest den Rest möglicher Einflußnhame zu retten“ (Scherf).

Einen Erfolg der Bremer Friedenstage sieht Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum darin, daß die Bevölkerung merke, daß sie etwas erreichen könne, wenn sie hartnäkkig immer wieder in dieselbe Kerbe haue - das hätten die Abrüstungserfolge in den letzten Jahren bewiesen.

Beginnen werden die Friedenstage mit einer Aufführung der Bremer Chorwerkstatt am 30.8.in der Glocke: Dem „Canto General“ mit der Musik von Mikis Theodroakis und Texten von Pablo Neruda. Am Donnerstag, 1.9., findet die Demonstration mit Kundgebung statt; Hauptredner wird der Chef der Postgewerkschaft, Kurt van Haaren, sein. Kabarett gibt es am 2.9. mit Dietrich Kittner im Schlachthof. Das Ensemble der Ruhrfestspiele zeigt am 3.9. zwei Stücke von schwarzen Südafrikanern, die sich mit der Apartheid-Politik auseinandersetzen. Zum Abschluß findet am 4.9. ein Friedenskongreß im Schlachthof statt, auf dem die Referenten Prof. Dr. Rudolf Hickel, Dr. Henning Scherf und Horst Klaus aus dem Hauptvorstand der IG Metall sprechen werden. Die Friedenstage begleiten wird die Ausstellung „Schreck laß nach“, die vom 2.bis 29.9. im Bürgerhaus Vahr zu sehen ist.

KiWi