L O K A L T E R M I N

Die Dreieinigkeit zwischen Wespengift, den getrockneten Hamsterködeln und mir (es gähnt ... die k.) in der selbst gewählten Isolation fand ein jähes Ende, als das Telefon klingelte. Ein Freund wollte mich zu einer Party einladen. Ich sagte zu, zog mich an, wusch mich, steckte ein paar präparierte Brösel ein und eilte hin. Ich kam, sah und soff. Nach einer halben Stunde spurtete ich in die Stadt.

Ein langgezogener Gentleman öffnete bereitwillig die Tür, sein Kumpel kassierte den Eintritt. Am Tresen knabberte aus Mangel an Gästen die ebenso langgezogene, dunkelhaarige und verdammt weibliche Bedienung an einem schwarzen Strohhalm herum. Ich rutschte auf einen Barhocker am zweiten Tresen direkt im Torbogen. Von hier aus hatte ich alles im Auge: Das dunkelblaue, neonröhrige Saxofon, das als einziger Blickfang den schwarzen Tanzraum ziert, die Stehplätze ringsherum und die Discjockeynische, die in die Bar integriert war. Der DJ versuchte sich mit einigen alten 70er Soul-Scheiben. Es war die Zeit des Kommens. Andere Typen hockten sich ebenfalls auf die strategisch aussichtsreichen Barhocker. Frauen jeglicher Alters- und Outfitklasse, Strickliesel und Strapsluzie, in jeweiligen sicherungs -technischen Zweiergruppen. Verkäuferinnen von Hennes&Mauritz in Klamotten von Mike's Laden. Natürliche Schönheiten mit kunstvoll verzierten Harrspangen im geflochtenen Stroh und übeweiten Latzhosen. Der DJ versuchte sich jetzt mit Prince. Ich stopfte mir ein paar Krümel in die Nase und versuchte zu tanzen. Aber verflucht, der DJ schien mich ärgern zu wollen. Erstens war jede dritte Platte, die er auflegte, eine von diesen langweiligen Prince -Stücken. Zweitens wechselte er die Musikstile, bevor man sich eingegroovt hatte, was wollte er uns da beweisen? Disco, Hip Hop, World Music, Funk, Samba, Oldies ohne dramaturgische Steigerung. Pfui! Drittens konnte er nicht mixen. Egal, die Tanzfläche war voll, ich voll daneben und beim nächsten Hacker ich von der Fläche. Ich schaute auf die Uhr. Verdammt. Schon halb drei. Zeit für die Bar. Wer zu lange tanzt, geht allein nach Hause.

Der Ire hinterm Tresen schob mir gleich noch einen Tonic rüber, er wußte, was ich vorhatte. Ich hatte mir zur Bestellung eine Schneise zwischen der Haarspange und der H&M Verkäuferin gerissen, saugte cool die Eiswürfel durch den Strohhalm und schlug der Haarspange vor, mit mir nach Hause zu gehen, um gemeinsam Hamsterködel zu lutschen. Mit einem großen roten Fleck auf der linken Wange (Schade, daß das Fiktion ist. die k.) verließ ich das

Blue Note, Courbierestr. 13, 1-30

Thomas Böhm