Clinch um Sojamilch

■ Oberbayern will Verkauf von Sojamilch verhindern

Berlin (taz) - Als die gebunkerten H-Milchbestände nach Tschernobyl zur Neige gingen, griffen so manche ersatzweise zur Sojamilch. Wer nun zur Wochenmitte in München sein geliebtes Sojagetränk kaufen wollte, suchte vegeblich in den Regalen. Die Regierung von Oberbayern hatte den Verkauf von Sojamilch verboten. Nach Protesten von SPD und Grünen darf das Milchgetränk auf pflanzlicher Basis nun zwar wieder im Handel angeboten werden, aber möglicherweise nicht mehr lange.

Die Regierung von Oberbayern begründete ihr Sojamilch -Verbot mit einem Gutachten des Landesuntersuchungsamtes für das Gesundheitswesen Südbayern. Demnach kann Sojamilch vom Aussehen und der Konsistenz her mit Kondensmilch oder Kaffeesahne verwechselt werden. Und weiter heißt es da: „Auch soll durch das Imitationsverbot der Absatz von Milch und Milcherzeugnissen und damit die Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft gesteigert werden.“ Die Grünen im Münchner Rathaus fordern nun die Einrichtung einer „(land-) wirtschaftlichen Schutzzentrale“, damit in Zukunft „cadmiumverseuchte Karotten, becquerelbelastete Milch, Salmonellen-Hähnchen, Hormone und E611 zugelassen sind, da aus deutscher Produktion. Sojasauce, chinesicher Tee, italienische Pasta und Bananen werden verboten, da fremdländisch.“

Die SPD-Fraktion verlangte eine sofortige Aufhebung des „Sojadrink-Verbots“. Denn 40.000 Münchner, vor allem Säuglinge, litten an Milchallergie und seien auf Ersatzeiweiß angewiesen. Das bayerische Innenministerium will den Verkauf von Sojadrinks allerdings nur solange „mit Bauchschmerzen“ dulden, bis dieses Problem auf Bundesebene rechtlich geklärt ist. Denn laut Paragraph 36 des Reinheitsgebotes für Milch muß der Verbraucher vor „minderwertigen Milchimitaten“ geschützt werden, heißt es aus dem Ministerium. In anderen Bundesländern wie in Hamburg dagegen kann jeder trinken, was er will.

csg