Berliner JU-Chef erneut im Fettnapf

Gunnar Sohn fordert Errichtung eines Goethe-Instituts in Südafrika / Konkretes Ergebnis seines Apartheid-Trips wird ein Besuch der rechten Oppositionsgruppe Inkatha im September sein  ■  Aus Berlin C.C.Malzahn

„Von einigen Leuten, die wir da besucht haben, bin ich als Kommunist beschimpft worden, weil ich die Polizeieinsätze in Südafrika kritisiert habe!“ trumpfte der Landesvorsitzende der Berliner Jungen Union, Gunnar Sohn auf seiner gestrigen Pressekonferenz auf. Der CDU-Nachwuchspolitiker hatte gemeinsam mit drei anderen JU-Kollegen drei Wochen auf Kosten des Botha-Regimes im Apartheidstaat verbracht und war am Wochenende zurückgekehrt.

Als konkretes Ergebnis der Reise kündigte Sohn für den September einen Besuch „der schwarzen Menschenrechtsorganisation Inkatha“ an. „Inkatha“ war vor allem im letzten Jahr für blutige Auseinandersetzungen mit linken Oppositionsgruppen verantwortlich; sie arbeitet mit der südafrikanischen Sicherheitspolizei zusammen. Kontakt zu linken Oppositionellen, - beispielsweise Sympathisanten des ANC - hatten Sohn und seine Truppe nicht.

Sohn, der wegen des kostenlosen Trips ans Kap vom Bundesvorstand der JU gemaßregelt und von Berliner Landesvorstandsmitgliedern heftig angegriffen worden war, präsentierte sich auf den ersten Blick als moderat und liberal. Während er allerdings auf der einen Seite unter anderem für eine Freilassung Mandelas plädierte, die Aufhebung einer getrennten Schulerziehung von Schwarzen und Weißen sowie die Abschaffung der Todesstrafe forderte, setzte sich der JUler gleichzeitig für die Einrichtung eines Goethe-Institutes in Südafrika ein. Diesen Vorschlag, der entsprechenden CDU/FDP-Vereinbarungen klar entgegenläuft, begründete Sohn damit, daß ein „kultureller und akademischer Austausch“ zwischen den westlichen Demokratien und dem Regime einen „Bewußtseinswandel“ innerhalb der weißen Bevölkerung hervorrufen könne.

Wirtschaftliche Boykottmaßnahmen kommen für Sohn als Druckmittel nicht in Betracht. „Das würde nur die Rechts und Linksextremisten stärken!“ meinte er. Obwohl der „von Botha eingeleitete Reformprozeß zum Stillstand gekommen“ sei, sehe er keine andere als eine „gewaltfreie“ Lösung für das Land. Sohn wörtlich: „Eine Revolution von links würde das Land ins Chaos stürzen!“ Man müsse die moderaten und reformorientierten Kräfte in Südafrika stärken.