Kino in Hanglage

■ Filmprogramm der Breminale: Ab heute jeden Abend um 22 Uhr an der Hal-Över-Fähre. Freiluft-Kino mit Trockengarantie

Derek Jarman, Jonathan Demme und Detlev Buck sind einige bekannte Namen, die im Filmprogramm der diesjährigen Breminale auftauchen. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen sich Dream Machine, The Perfect Kiss und Eine Rolle Duschen als lupenreine Kurzfilme. Dabei ist keine dieser low-budget-Produktionen älter als vier Jahre, wie überhaupt alle Filmarbeiten, die vom Open Air Screen des Kulturspektakels gezeigt werden, neueren Datums sind.Birgit Johannsmeier vom veranstaltenden Kommunalkino und dem Filmbüro Bremen stellt denn auch heraus, daß die MitorganisatorInnen der Filmschau selbst Filme machen und einer fast ausgestorbenen Kultur des Kurzfilms neue Wege ebnen wollen. Doch auch lange Produktionen werden zur Aufführung kommen: Jeweils im Anschluß an die drei-bis dreißigminütigen Streifen werden Spielfilme gezeigt, die noch nicht im Kino gezeigt wurden.

Aufführungsort wird der Osterdeichhang unmittelbar an der Hal-Över-Fähre sein. Unter freiem Himmel versteht sich. Doch keine Angst, eine dicke Plane wird vor nassen Füßen schützen, Sitzkissen oder dicke Pullover müssen allerdings mitgebracht werden. Aber auch bei Regen und Hagel braucht niemand auf das Filmvergnügen zu verzichten. Dann ziehen alle in das nahegelegene Magazin-Zelt um. Auf einen zentralen Programmpunkt angesprochen, stellte Johannsmeier den Filmabend am Freitag besonders heraus. Unter dem Motto „Live on Maggie's Farm“ werden eine Reihe von britischen Kurzfilm-Produktionen präsentiert, denen zumindest eins gemein ist: Sie bieten eine Bestandsaufnahme des heutigen Großbritannien un

ter der Frauschaft der Lady aus Ten, Downingstreet. Beispielhaft für den filmischen Umgang mit der Thatcher -Politik sind die Filme gegen die kürzlich erlassene Clause 28, nach der im Vereinigten Königreich „homosexuelle Propaganda“ unter Strafe gestellt wird. In Ostia von Julian Cole spielt Derek Jarman den italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini, der Auge in Auge mit seinem Mörder diesen noch provoziert. Dream Machine und Illegal Tender sind weitere Kurzwerke mit schwulen Inhalten. Angestrebt ist außerdem eine Zusammenarbeit mit dem Bremer Rat-und Tat-Zentrum.Danach wird der lange Spielfilm Return to Waterloo aufgeführt, eine englische Kleinbürgerpersiflage, bei der Ray Davies von den Kinks Regie führte und auch musikalisch mitwirkte. Weitere kleine Höhepunkte am Mittwoch: Mit Swing wird der diesjährige No-Budget-Preisträger Joachim Bode vorgestellt. Ferner verspricht Robert Bramkamps Der Himmel der Helden ein absurdes Wiedersehen mit dem nunmehr jesus -besessenen Astronauten Armstrong. Nicht verpassen sollten alle FreundInnen der Grotesken die skurrile und manchmal schrille Abrechnung mit der frommen Vermarktung des Christengeschäftes im amerikanischen Fernsehen. Jimmy Swaggart ist dagegen eine schlappe Nummer.

Ein Filmerlebnis besonderer Art dürfte der schwedische Beitrag Szenen aus dem Leben eines Waschbeckens werden. Die Entwicklung einer ganzen Familie wird aus der Sicht dieses Sanitär-Möbels aufgerollt. Harald Hamrell machte dabei weder vor dem Auswaschen von Verhütungsgeräten noch der alltäglichen Gebißreinigung halt.

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