Landgang für Giftfässer

■ Italienische Gemeinden lehnen Entsorgung der Fässer des Giftschiffes „Zanoobia“ ab / „Karin B“ nähert sich London

Rom (taz) - „Die KarinB“, freut sich der Pressesprecher des italienischen Umweltschutzministeriums, „sind wir nun glücklich wirklich los.“ Das mit Giftfässern italienisch -europäischer Herkunft aus Afrika zurückgekehrte Frachtschiff ist nach England unterwegs und damit zumindest für die nächsten Wochen kein Thema mehr für Italiens Umweltbeamte. Dafür aber haben sie mit dem Müll, den sie großzügig selbst übernommen haben, erneut mächtigen Ärger: die „Zanoobia“, das erste bekanntgewordene Skandalschiff mit kranker Besatzung an Bord und mit eindreiviertel Jahren Irrfahrt hinter sich, wird zwar zügig am Kai des Genueser Hafens entladen. Doch nun haben die Einwohner des 2.000 -Seelen-Ortes Leini nahe Turin das Vernichtungsprojekt gestoppt. Die ortsansässige Firma „Exolinea“ habe sich als unfähig erwiesen, die giftige Fracht aus Industrie- und Chemietoxika zu vernichten. Das Werk soll nach nun erwachtem Bürgerwillen bald ganz schließen.

„Wir stehen wieder genau da, wo wir vor der Entladung standen“, gibt ein Zivilschutzbeamter zu. Zwar spricht das Ministerium für Zivilschutz inzwischen von „anderen, disponibleren Gemeinden“, doch liegen die allesamt ebenfalls in der Region Piemont. Und deren Regierung hat sich, wie auch die Provinz Turin, eindeutig „gegen jeden Versuch, die Giftfässer mit ihrem im einzelnen noch immer unbekannten Inhalt auf unserem Territorium zu vernichten“, ausgesprochen. „Die Irrfahrt“, resümiert die Grüne Fraktion des italienischen Parlaments, „geht weiter - nicht mehr auf dem Wasser, sondern zu Lande.“

Werner Raith