Rebellische Birmesen

■ Der birmesische Weg des Sozialismus - eine Sackgasse

Man muß es sich noch einmal vor Augen führen, was der erste zivile Präsident Präsident und Parteichef Maung Maung seinem Volk da abverlangen wollte. Nach dem Truppenabzug sollte die Birmesische Sozialistische Programmpartei erneut ihr Placet zu einem Referendum über das geforderte Mehrparteiensystem geben. Dabei waren es jene 464 Abgeordneten, die beim letzten Parteitag unter Ne Wins 26jähriger Ägide das erste Mal gegen den „starken Mann“ stimmten. Eben jene Abgeordneten brachten es darüber hinaus fertig, nach Ne Wins Rücktritt, dessen „eiserne Faust“, den für seine Studentenmassaker berüchtigten Sein Lwin, zur Macht zu verhelfen. Nach den 300 Toten der März-Demonstrationen und den 1000 Toten unter Sein Lwins 17tägiger Schreckensherrschaft wollen sich die Birmesen von dieser Partei nichts mehr vorschreiben lassen.

Der Rückgriff auf jene alte Garde des vorsozialistischen Birmas, die sich nun anschickt, eine erste alternative zur Einheitspartei zu bieten, bestätigt, daß ein oppositioneller Diskurs oder eine oppositionelle Organisation unter dem autokratischen Zentralismus Ne Wins nicht möglich war. Selbst die Studenten, die es am vergangenen Sonntag seit 26 Jahren das erste Mal wagten, sich öffentlich zu organisieren, greifen auf alte Insignien zurück und malen das Symbol der Unabhängigkeitsbewegung gegen die Briten, den Pfau, auf ihre Fahnen. Nach wie vor bleiben die Mönche moralische Instanz in einer Revolution, die sich anders als auf den vielzitierten Philippinen nicht gegen eine Oligarchie, sondern gegen die Filzokratie einer sozialistischen Programmpartei richtet. Der birmanische Weg des Sozialismus hat sich als Sackgasse erwiesen. Der Ruf der ausländischen Presse beim ersten Auftauchen einer Oppositionsfigur nach einer weiblichen „guten Mutter Corazon Aquino“ wird den Birmesen wenig helfen.

Simone Lenz