Hör-Funken: "Dichtung für den Frieden" / "Probe aufs Exempel" / Warum mußte Olof Palme weg?"

(„Dichtung für den Frieden“, Radio DDR 2, 1700 - 1730) „Und morgen war Krieg“, heißt die Novelle von Boris Wassiljew, mit der heute der Anti-Kriegstag („Weltfriedenstag“) friedensdichterisch begleitet wird. Erzählt werden Geschehnisse in einer Schulklasse im Jahre 1940. Der Vater einer Schülerin, ein hoher Funktionär, wird der Unterschlagung bezichtigt und verhaftet. Seine Tochter soll sich von ihm lossagen, wird aber von ihrer Klasse dabei unterstützt, den Konflikt durchzustehen. Trotzdem gelingt es nicht, sie vom Selbstmord abzuhalten. Hat sich hier nun eine Solidargemeinschaft gegen das frevelhafte Tun eigensüchtiger Funktionäre oder gegen den stalinistischen Druck gebildet? Erfolgreich war sie in beiden Fällen nicht, aber Wassiljews Novelle zeigt die erste Bewährungsprobe für eine Generation, die ein Jahr später gezwungen war, sie im Krieg fortzusetzen, der als „Großer Vaterländischer“ in die Geschichte einging.

(„Probe aufs Exempel“, Berliner Rundfunk der DDR, 2000 2048) Der Satz ist schon klassisch, er lautet: „Längst ist doch jeder drittrangige Physiker imstande, die Bombe zu bauen“, und wird Edward Teller zugeschrieben, der wiederum den schmeichelhaften Titel „Vater der Wasserstoffbombe“ mit sich herumschleppt. Bei diesem Satz überkommt Staaten, die sich das Monopol aufs Spielen mit der Megagewalt zubilligen, stets Frösteln & Zähneklappern: Wo käme es mit dem Staat hin, wenn jeder drittrangige Physiker mit ihm gleichziehen könnte. Daher eignet sich der Satz vorzüglich fürs Szenarium einer Groteske. Ein unbekannter Physiker erklärt vor der Weltpresse: „Ich habe die Bombe gebaut.“ Und nun versucht er, die Atommächte zu zwingen, ihre Waffen abzulegen, bei Strafe, von ihnen selbst ereilt zu werden. Den Monolog des Physikers spricht furios Rolf Hoppe, wobei in dem Physiker fast genauso viel Wahnwitz stecken muß wie in Staaten, die jemanden für irrsinnig erklären, wenn er ihre eigenen Mittel anwendet.

(„Warum mußte Olof Palme weg?“, SFB 3, 2300 - 2400) Die Perspektiven des Mordfalls Palme sind sehr trüb und verlieren sich in einem Dschungel von Intrigen, Machtinteressen, kriminalpolizeilichem Blackout, Verschwörungstheorien und Heroisierungen des aufrechten Sozialdemokraten. Am 28.Februar 1986 wurde er bei einem Spaziergang in der Stockholmer Innenstadt niedergestreckt, einige Kurden, denen sicherheitshalber das Attentat in die Schuhe geschoben werden sollte, mußten wieder freigelassen werden, und seitdem herrscht das Grau in Grau diverser Theorien, von denen Reinhard Spilkers Recherche einen Querschnitt gibt. Was kann es nur sein, was einen Regierungschef wegschießt, ohne daß die Polizei auch nur eine einzige halbwegs brauchbare Spur findet?

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