45 Grad im Schatten: Götz George / John Travolta / Robert der Niro / Moderne im Film...

Seit Dominik Grafs „Die Katze“ scheinen die Filmemacher entdeckt zu haben, daß Götz George auch zum Bösewicht taugt. In Frank Beyers Defa-Produktion „Der Bruch“ spielt er den Chef eines Gangster-Terzetts, das den Tresor der Reichsbahn -Hauptkasse knackt und dabei 5 Millionen Mark erbeutet. Ein authentischer Fall aus den 50er Jahren. Die zwei anderen Ganoven: Otto Sander und Rolf Hoppe. Wolfgang Kohlhaase führt die Kamera, gedreht und produziert wird in der DDR.

Kino in der Großstadt: In New York dürfen die Filmkritiker bei Pressevorführungen nicht mehr rauchen.

Kino in der Provinz: Im Bayreuther Lichtspieltheater erscheint vor Polanskis „Frantic“ eine Schrifttafel: „Der nun folgende Spielfilm ist ab 12 Jahren freigegeben. Wenn Sie dieses Alter noch nicht erreicht haben, bitten wir Sie, die Vorführung zu verlassen. Sie ersparen sich und uns damit Unannehmlichkeiten.“ Nehmen wir uns ein Beispiel: Wo sonst werden Elfjährige gesiezt!

John Travolta ist zu dick: Wegen seines Übergewichts von 40 Pfund müssen die für Oktober geplanten Dreharbeiten zu seinem nächsten Film „The Exports“ auf nächstes Jahr verschoben werden.

Robert der Niro zählt, jedenfalls der Geldbeutel-Rangfolge nach, seit neuestem zu den amerikanischen Superstars, welche da sind Stallone, Schwarzenegger, Bronson und Murphy: Sein neuer Film „Midnight Run“ spielte schon am ersten Wochenende 5,5 Millionen Dollar ein.

Heute beginnt im Berliner Kino „Arsenal“ die Programmreihe Stationen der Moderne im Film, der Hauptbeitrag der „Freunde der Deutschen Kinemathek“ zu E 88 in Verbindung zur Ausstellung „Stationen der Moderne“ im Gropius-Bau. Sie umfasst ca. 200 Filme, von den Experimenten der Frühzeit (Melies) über die Avantgarde der Zwanziger Jahre (Futurismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus) bis zur Entstehung neuer Kino-Konzeptionen nach dem 2. Weltkrieg und der Avantagarde der 60er Jahre. Bekannte und weniger bekannte Persönlich

keiten werden mit Hommagen oder Retrospektiven präsentiert, so etwa die Regisseurin Germaine Dulac, der belgische Surrealist Charles Dekeukelaire, Artaud, Bunuel. Vorträge wird es unter anderem von dem italienischen Filmhistoriker Mario Verdone und von der französischen Schriftstellerin und Filmemacherin Denise Tual geben, eingeladen ist auch die Enkelin von Georges Melies. Angekündigt sind außerdem Nachbildungen einiger berühmter Filmfestivals, so etwa die „Film und Foto-Ausstellung“ von 1929, das erste wichtige Avantgarde-Film-Festival überhaupt, der „Kongreß des unabhängigen Films“ (La Sarraz 1929), das „Festival du film maudit“ (Biarritz 1949) und das „exprmntl“ (Belgien 1968). Dreiteiliger Katalog, Veranstaltungen September bis Januar im Arsenal und im Gropius-Bau. Freunde der Deutschen Kinemathek, Welserstr. 25, 1 Berlin 30, 030/ 24 68 48.

Roman Polanski wird demnächst vielleicht „Richard III.“ unter der Regie von Luc Bondy spielen.

„Lieber Herr Moser, hiermit darf ich Ihnen mitteilen, daß ich ab 1. September 1988 meine Tätigkeit als Direktoriums -Mitglied der Salzburger Festspiele beende. Mit verbindlichen Grüßen, Herbert von Karajan“. „Am“ hätte es heißen müssen, nicht „ab“. Oder plant er einen langen Tod?

Waffenstillstand in der Filmbranche: Unter dem Thema Film und Video in Kooperation veranstaltete der Branchen-Gigant Warner in Hamburg einen Workshop. Eingeladen waren vor allem die Independents, die kleinen Kinobesitzer und Produzenten, die trotzdem über einen eigenen Vertrieb verfügen. Ein Fünf -Punkte-Programm wurde entwickelt und realisiert: 1.Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Filmverleihen. Synchron- und Startkosten werden geteilt. 2. Filme werden gemeinsam angekauft. 3.Die gemeinsame Unterstützung interessanter deutscher Produktionen. Hark Bohm kriegt zum Beispiel die Video-Lizenzen für seinen nächsten Film vorgestreckt, so hat er ein größeres Startkapital. 5. Filme, die bereits als Video-Premieren herausgekommen sind und plötzlich auf größeres Interesse stoßen, werden den unabhängigen Verleihern zu günstigeren Bedingungen angeboten.