Gegendialog für Zusammenlegung

Veranstaltung zu den politischen Gefangenen mit über 500 TeilnehmerInnen / Dialogvorschlag der Grünen als Befriedigungsstrategie bewertet / Die Forderung lautet Zusammenlegung  ■  Aus Berlin Maria Kniesburges

Über 500 Menschen drängelten sich am Dienstagabend im „Ex“, der Kneipe im West-Berliner Projektzentrum Mehringhof. Aufgerufen worden war zu einer „Veranstaltung zu den politischen Gefangenen in BRD und West-Berlin“. Zur Information und Diskussion waren auf dem Podium drei ehemalige Gefangene aus der RAF vertreten, Monika Berberich, im Frühjahr nach 18 Jahren Haft, davon die letzten acht im Moabiter Hochsicherheitstrakt, entlassen, sowie Barbara Ernst und Volker Straub, die beide eine viereinhalbjährige Haft hinter sich haben.

Bevor diese das Wort ergriffen, wurde über die Situation der zwei Gefangenen Angelika Goder und Gabriele Rollnik berichtet. Beide waren am 9.August mit überraschender Eile aus dem Moabiter Hochsicherheitstrakt in die neue Frauen -Strafvollzugsanstalt Plötzensee verlegt worden. Ein Antrag auf Zusammenlegung mit den Gefangenen in Lübeck, Hanna Krabbe, Christine Kuby und Irmgard Möller, war zuvor abgelehnt worden. Grundsätzlich geändert habe sich die Situation der Gefangenen in Plötzensee keineswegs, wurde berichtet: Weiterhin sind sie zu zweit streng isoliert. Aus den angekündigten „Besuchskontakten“ mit anderen Gefangenen sei bisher nichts geworden. Die Verlegung, so die Einschätzung auf der Veranstaltung, sei nichts anderes als der Versuch, „einen Keil in die Bewegung für die Forderung nach Zusammenlegung zu treiben“. Ebenso bewertet wurden die Versuche der Grünen zu einem „gesellschaftlichen Dialog mit den Gefangenen“. Er sei nichts weiter als ein Befriedigungsversuch. In einem verlesenen Brief der Gefangenen aus der ehemaligen Bewegung 2.Juni, Ralf Reinders und Ronald Fritsch, hieß es dazu: „Gefragt und ungefragt melden sich vielerorts bürgerliche Moralisten zu Wort.“

Ein Schwerpunktthema der Veranstaltung war der „Kampf um die Zusammenlegung“, der drinnen und draußen geführt werden müsse. Barbara Ernst schilderte ihre Erfahrungen, daß Solidarität draußen „einen ganz konkreten Schutz für die Gefangenen“ bedeuten könne. Die Diskussion unter den 500 Veranstaltungsbesuchern über die konkreten Forderungen und Mobilisierungsansätze kam allerdings nur schleppend in Gang. Über lange Strecken blieb sie statt dessen im Frage- und Antwortschema stecken.