Bombe zerstörte Anti-Apartheid-Zentrale

Gebäudekomplex des Südafrikanischen Kirchenrates und verschiedener Oppositionsgruppen in Johannesburg verwüstet / 23 Verletzte Politische Aktivisten konnten fliehen / Bischof Tutu vermutet „Anhänger der Apartheid“ hinter dem Anschlag / Kirche setzt auf Gewaltlosigkeit  ■  Von Hans Brandt

Johannesburg/Berlin (ap/taz) - Eine massive Bombenexplosion hat in der Nacht zum Mittwoch das Hauptgebäude des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC) und verschiedener anderer Anti-Apartheid-Organisationen im Zentrum Johannesburgs zerstört. Bei der Explosion im „Khotso House“ („Friedenshaus“) wurden 23 Menschen verletzt, darunter sieben Angestellte des Kirchenrates. Das Erdgeschoß des sechsstöckigen Hauses stürzte in den Keller, wo die Bombe explodiert war. Riesige Löcher wurden sowohl in die Fassade als auch in die Rückwand des Gebäudes gerissen. Verschiedene angrenzende Häuser und Geschäfte wurden schwer beschädigt.

Offenbar hielten sich zur Zeit der Explosion neben dem Nachtwächter auch einige politische Aktivisten in dem Gebäude auf. Sie konnten sich jedoch alle in Sicherheit bringen, bevor die Polizei die Straße absperrte. SACC -Generalsekretär Pastor Frank Chikane sagte gestern vor der Presse, daß SACC-Vertreter bis zum frühen Nachmittag von der Polizei daran gehindert wurden, sich persönlich über den Umfang der Zerstörung des Hauses ein Bild zu machen. Es wurde jedoch vermutet, daß das Gebäude in seiner Substanz so stark beschädigt wurde, daß es nur nach aufwendigen Reparaturen wieder genutzt werden kann.

Verschiedene Kirchengemeinden und Anwaltskanzleien in Johannesburg haben indessen ihre Räume für eine vorübergehende Unterbringung der im „Khotso House“ beheimateten Organisationen zur Verfügung gestellt. Neben dem SACC befanden sich unter anderem die Räume der Menschenrechtsorganisation „Black Sash“ und deren Rechtsberatungsbüro in dem Gebäude. Auch das im Februar verbotene Oppositionsbündnis „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF) hatten dort ihr Johannesburger Büro.

Der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu, ein ehemaliger SACC-Generalsekretär, vermutete hinter dem Anschlag „Anhänger und Befürworter der Apartheid“. Das „Khtoso House“ war die letzte intakte Zentrale von Oppositionsgruppen in Johannesburg. Schon im vergangenen Jahr war das Hauptquartier der Gewerkschaftsföderation COSATU auf ähnliche Weise durch eine Bombe verwüstet worden. Die einzelnen Gewerkschaften mußten sich daraufhin im gesamten Stadtgebiet verteilt Büros mieten. Auch das Hauptquartier von Oppositionsgruppen in Kapstadt wurde letztes Jahr von einer Bombe schwer beschädigt.

„Wer immer das getan hat, wollte die Arbeit des Kirchenrates und anderer Organisationen, die für Gerechtigkeit und Frieden arbeiten, stören“, sagte SACC -mitarbeiter Eddie McKue gegenüber der taz. Deshalb würden die Gruppen versuchen, ihre Arbeit besonders schnell wieder aufzunehmen. „Wir wissen, wenn solche Dinge passieren, kann man von der Polizeiuntersuchung der Vorfälle nicht viel erwarten“, räumte McKue ein. Er gab zu, daß viele SACC -Mitarbeiter auf den Angriff mit Wut reagiert hätten. „Aber wir beten, daß dies nicht zu einer noch gewalttätigeren Situation führen wird“, sagte er. „Wir treten für eine gewaltlose Veränderung ein.“