Kein Modellflieger am Himmel

■ Wegen Ramstein-Katastrophe verschoben Reinickendorfer ihre Modellflugtage

Die Katastrophe von Ramstein zieht auch in Berlin Kreise. Das Reinickendorfer Jugendamt hat jetzt den für das Wochenende geplanten Modellflugtag im Freizeitpark Lübars abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. „Das hat etwas mit Ehrfurcht zu tun“, findet Thomas Growe, im Jugendamt zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Denn ausgerechnet am Samstag finden in Ramstein die Trauerfeierlichkeiten für die Opfer der dortigen Flugschau statt.

Von Freitag bis Sonntag wollten sich eigentlich über 100 Modellflieger zu den sechsten Modellflugtagen im Bezirk treffen. Modellflug habe in Reinickendorf „Tradition“, erläuterte das Jugendamt gestern. Seit 30 Jahren bastelt eine Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen in einem Jugendhaus die Segel- und Motormodelle. Eine fatale Eigenschaft haben die kleinen Fluggeräte mit ihren großen Vorbildern gemeinsam: sie stürzen zuweilen ab. Wenn die bis zu fünf Kilo schweren Flieger aus 80 Meter Höhe fallen, können sie einen Menschen durchaus in den Tod befördern was auch schon passiert ist. Das sei „selten“, relativiert der 37jährige Jens Langendorf, demnächst Leiter der Modellfluggruppe.

Sie selbst waren von dem Amt vor dem Beschluß nicht befragt worden. „Zwiespältig“ hat Langendorf diese Absage aufgenommen. Die Modellflugtage seien stets geeignet, um Nachwuchs zu gewinnen. Andererseits denkt er auch an die „Pietät“ den Ramsteiner Opfern gegenüber - und an das angeschlagene Image der Modellflieger. Von Umweltschützern werden sie in Berlin hart bedrängt. Kriegsgerät bauten die Reinickendorfer Modellflieger kaum nach, versichert er. Moderne Militärjets seien einfach „nicht mehr modellfreundlich“. Außerdem sei die Jugendgruppe Militärfliegern gegenüber ohnehin wenig „wohlgesonnen“.

hmt