Feuerwehr will Schönhuber

Der Chef der rechtsextremen „Republikaner“ soll bei dem Gründungsjubiläum in Ranna (Oberpfalz) für eine volle Halle sorgen / Staatssekretäre ausgeladen / CSU erwägt Boykott  ■  Aus Nürnberg Bernd Siegler

Zünftig soll es am 8.September in der Festhalle von Auerbach (Oberpfalz) zugehen, denn die 36 aktiven Wehrmänner der Feuerwehr des Ortsteils Ranna haben Grund zum feiern: Die Einweihung des neuen Gerätehauses und das 40jährige Gründungsjubiläum stehen an. Auch die örtliche CSU mit Bürgermeister Haberberger an der Spitze hätte gerne mitgefeiert, doch da haben ihnen die Feuerwehrleute die Freude vergällt. Nachdem Bayerns Landwirtschaftsminister Nüssel und Innenminister Lang kommenden Donnerstag der Feuerwehr wegen Terminschwierigkeiten nicht die Ehre erweisen konnten, haben die Feuerwehrmänner kurzerhand den Chef der rechtsradikalen „Republikaner“, Franz Schönhuber, als Festredner engagiert.

Dank Schönhubers Popularität, erworben durch die bayerische Fernsehsendung „Jetzt red i“ und sein Bekennerbuch zur Waffen-SS „Ich war dabei“, hatten die „Republikaner“ bei den vergangenen Landtagswahlen mit deutschnationalen Thesen am rechten Rand der CSU kräftig abgesahnt. Auf 3,1 Prozent kamen sie im Oktober 1986 im Freistaat und strichen 1,25 Millionen Mark als Wahlkampfkosten-Erstattung ein. Am kommenden Wochenende entscheidet der Bundesvorstand über eine Kandidatur für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin im Januar 1989.

Bürgermeister Haberberger alarmierte sofort den zuständigen Landtagsabgeordneten Falk über den „Rutsch“ der Feuerwehr. Der legte sich mächtig ins Zeug und verpflichtete die Staatssekretäre Spitzner und Zeller als Redner. Doch die Rannaer Feuerwehr winkte ab, Falk mußte beide wieder ausladen. „Der Schönhuber hat den Vorteil, daß er für eine volle Halle sorgt“, begründet Feuerwehr-Chef Bachmann diese Haltung. Schönhuber soll nach dem Willen der Feuerwehr eine politische Rede halten.

Bürgermeister Haberberger ist jetzt in der Zwickmühle. Von dem Mann, „der sich stolz brüstet, dabeigewesen zu sein“, ist er „nicht angetan“, zumal das ein Parteivorsitzender „ohne Mandat in Bundes- oder Landtag“ ist. Er will aber auch nicht die in den letzten 40 Jahren erbrachten Leistungen der Feuerwehr durch seine Abwesenheit schmälern. Haberberger weiß noch nicht, ob er am 8.September dabei ist, auch die örtliche CSU erwägt einen Boykott. Doch der hat auch im bayerischen Egloffsheim eine Woche zuvor nichts bewirkt. Trotz CSU-Boykottaufruf erzielte der örtliche Schützenverein mit Schönhuber als Festredner einen Besucherrekord: Der Chef der neuen Rechtspartei lockte 2.000 Menschen an.