Hardthöhe widerspricht Piloten

Das Verteidigungsministerium sieht keine Gefährdung der Flugsicherheit / Piloten fürchten um Einsatzbereitschaft und Flugsicherheit wegen Überlastung / Luftwaffenoffiziere drohen mit Kündigung  ■  Von Benno Pilardeaux

Berlin (taz) - Das Bonner Verteidigungsministerium hat die Vorwürfe der „Gemeinschaft der Besatzungsangehörigen strahlgetriebener Kampfflugzeuge“ (GSBK) auf Anfrage der taz entschieden zurückgewiesen. In einer im 'Stern‘ gestern veröffentlichten Dokumentation der GSBK sorgen sich Bundeswehroffiziere um die Einsatzbereitschaft und die Flugsicherheit der Luftwaffe. Schon heute reiche die Konzentrationsfähigkeit der Piloten bei immer dichterem Flugverkehr und immer komplizierterer Technik kaum aus, um die Maschinen zu beherrschen. Gerade die modernen Kampfflugzeuge hätten die Belastung der Piloten enorm gesteigert. Beim Tiefflug in 30 Metern Höhe entstünden Herzfrequenzen wie bei Formel-1-Rennfahrern. Außerdem werden die Erholungspausen zwischen den Flügen trotz der steigenden Belastung immer kürzer. Das gehe an die Substanz und irgendwann an die Flugsicherheit. Darüber hinaus fordern die teuersten Soldaten mehr Geld und eine bessere soziale Sicherung. Die GBSK vertritt mit 1.200 Piloten rund zwei Drittel der insgesamt 1.800 Luftwaffenoffiziere.

Nach Angaben eines Sprechers der Hardthöhe ist die Dokumentation der GBSK kein offiziell vom Bundessprecherrat der Fliegervereinigung beschlossenes Papier. „Eine vom 'Stern‘ behauptete Gefährdung der Flugsicherung durch Überforderung der Piloten wird entschieden zurückgewiesen. Flugsicherheit genießt höchste Priorität“, sagte Sprecher Jeschke der taz. Er bedauerte, daß ein Zusammenhang gezogen werde zwischen Gehaltsforderung und Flugsicherheit. Die Soldaten hätten lediglich „bestimmte soziale Ansprüche gestellt“. Daß die Piloten sich auch über physische Überlastung beklagen und dadurch die Flugsicherheit gefährdet sehen, konnte der Sprecher „nicht beurteilen“. „Wenn der Pilot sich überlastet fühlt, hat er die Pflicht sich zu melden.“ Gespräche mit den Piloten habe es bereits gegeben und sollten auch in Zukunft stattfinden. Nach Angaben des 'Stern‘ sind alle Versuche der Jet-Besatzungen, mit der Militärführung über dieses Problem zu diskutieren, bisher gescheitert. Der ehemalige Dienstherr der Piloten, Verteidigungsminister Wörner, sei bei einem Gespräch „regelrecht ausgeflippt“ und habe gehöhnt, ob die Herren Offiziere etwa erwarteten, daß er ganze Waffensysteme abschaffe und die Soldaten auf Fahrräder setze.

Inzwischen hat die Gemeinsschaft der Luftwaffenoffiziere, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, 65 internationale Fluggesellschaften angeschrieben und um zivile Jobs nachgefragt. Prompt hießen British Airways und die Lufthansa die Dissidenten willkommen. Ein Major: „Wenn wir alle auf einen Schlag gehen, ist die Luftwaffe lahmgelegt.“