Dünnsäure-Schiff wird verkauft

■ Käufer der Kronos ist die „Kronos Titan A/S“ in Norwegen / Jährlich 40.000 Tonnen Schwefelsäure zur Herstellung eines Naherholungsgebietes im Oslo-Fjord

Zum Jahresende wird die „Kronos“, die bislang Dünnsäure aus dem Kronos-Titan-Werk in Nordenham in die Nordsee verklappte, nach Norwegen verkauft. Das bestätigte ein Sprecher der Kronos-Titan-Zentrale in Leverkusen auf Anfrage. Das Verklappungsschiff geht an die norwegische Tochtergesellschaft des Nordenhamer Werks, die „Kronos Titan A/S“ in Frederikstad.

Mit der vollständigen Inbetriebnahme der neuen Wiederaufarbeitungsanlage in Nordenham wird auch der zweite Dünnsäure-Verklapper, die „Titan“, aus dem Werksverkehr gezogen. Ende nächsten Jahres soll sie verkauft werden. Ein Sprecher der VTG, die die „Kronos“ bereedert, erklärte gegenüber der taz, daß das Schiff noch „stand by“ genutzt wird, falls die Titan ausfällt, die zweimal wöchentlich ihr Gift in die Nordsee bringt.

In Frederikstad am südöstlichen Ufer des Oslo-Fjordes, in der kleinsten Anlage des Kon

zerns, produziert Kronos-Titan jährlich 25.000 Tonnen des Farbpigmentes Titandioxid. Die dort anfallenden 175.000 Tonnen Dünnsäure enthalten wiederum 40.000 Tonnen Schwefelsäure. Zum Vergleich: In Nordenham-Blexen werden jährlich 60.000 Tonnen Titandioxid produziert. Die „Kronos“ soll allerdings diese Mengen nicht mehr in die Nordsee entsorgen, sondern auf eine Insel im Oslofjord. Auf dieser Insel wurde Kalk gewonnen; sie weist jetzt zwei große Krater auf. Die norwegische Regierung hat ein Programm zur Rekultivierung der Insel entwickelt: 20 Jahre lang wird die Dünnsäure in einen der beiden Krater gebracht und dort mit Kalk vermischt. Der daraus entstehende Gips füllt den Krater nach und nach auf; zum Schluß wird das ganze mit Erde abgedeckt und begrünt - und fertig ist das geplante Naherholungsgebiet für die Bevölkerung aus dem Großraum Oslo. „Ein ökologisches Projekt“, urteilt Unter

nehmenssprecher Wagner.

Bevor die „Kronos“ nach Norwegen geht, muß sie umgebaut werden. Die gummierten Tanks werden vermutlich bleiben, doch der nicht mehr genutzte Auspump-Mechanismus wird wohl dem Schneidbrenner zum Opfer fallen. Vergeben ist der Auftrag noch nicht - Hoffnung macht sich der Chef der Elsflether Werft, Erhard Bülow. Der Umbau wird der kriselnden Reparaturwerft nicht viel nutzen: „Das ist ein vorweggenommenes Trostpflaster für die künftig wegfallenden Arbeiten“, sagt Bülow. Denn bislang sorgte die Werft für die regelmäßige Wartung und Instandhaltung von „Kronos“ und „Titan“ - und wenn die Schiffe ins Ausland verkauft werden, werden sie auch nicht mehr an der Unterweser repariert.

Einstweilen liegt die „Kronos“ an der Werftpier. Bülow mag das nicht gerne zugeben: „Dann habe ich morgen hier die Grünen auf dem Gelände.“

mc