Messebaufirma heuert und feuert

■ Berlins größte Messebaufirma „fairform“ torpediert Betriebsratswahlen, kündigt Gewerkschaftsmitgliedern und baut im Auftrag des Senats für den IWF und die Olympiade

Seit Jahren versucht die Firma „fairform Messebau GmbH“ mit allen Mitteln die Betriebsratswahlen zu verhindern. Nun erlitt die größte Messebaufirma Berlins ihre erste Schlappe vor dem Arbeitsgericht. „fairform“ wollte gegen den ordnungsgemäß gewählten Wahlvorstand vorgehen. Die Klage wurde vor zwei Tagen als unbegründet zurückgewiesen. Als „skandalös und demokratiefeindlich“ bezeichnete der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK), Günther Gede, gestern auf einer Pressekonferenz das Vorgehen von „fairform“. Als der „fairform„-Geschäftsführer Wolfgang Becher im Mai von dem Wunsch der Belegschaft erfuhr, einen Betriebsrat zu wählen, schrieb er an die GHK: Durch Termine und Urlaubszeit bestände keine Möglichkeit einer Betriebsversammlung und forderte die GHK auf, alle gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter namentlich zu nennen. Die GHK weigerte sich und ist auch dazu nicht verpflichtet. Trotzdem bekannte sich der leitende Angestellte Dieter F. zu seiner Gewerkschaftsmitgliedschaft und organisierte die erste Betriebsversammlung zur Wahl des Wahlvorstandes. Prompt folgte die Kündigung mit sofortiger Suspendierung. Als Grund wurde eine von ihm angeblich zu niedrig angesetzte Kalkulation angeführt. Nach der Aussage von Dieter F. habe die Geschäftsleitung dagegen keinerlei Verständnis für seine gewerkschaftlichen Aktivitäten gezeigt und gesagt: „Ein Betriebsrat kommt nicht in Frage, eher verkaufen wir die Firma.“ Aber nicht nur im Vorfeld der Betriebsversammlung wurde die Belegschaft unter Druck gesetzt (Die Geschäftsleitung soll durch Ringschaltungen Gespräche abgehört haben) sondern auch nach der Wahl des Wahlvorstandes. So zog die Geschäftsleitung mit völlig unbegründeten Vorwürfen vor das Arbeitsgericht, wie z.B. die Belegschaft hätte wildfremde Studenten von der Straße geholt, um die Wahl zu beeinflussen. Dem gekündigten Mitarbeiter Dieter F. erteilte die Firma in diesem Zusammenhang Hausverbot. Dieter F. will nun mit einer Kündigungsklage notfalls bis zum Bundesarbeitsgericht gehen.

„fairform“ beschäftigt rund 60 feste Mitarbeiter, ein Großteil der Arbeitskraft wird von Subunternehmern eingekauft oder von studentischen Aushilfen erbracht. Zur Zeit errichtet „fairform“ im Auftrag des Berliner Wirtschaftssenators rund 550 Büros auf dem Messegelände für den IWF. Ebenfalls im Auftrag des Senats wird die Firma für die Olympiade in Seoul zwei Repräsentationsstände für die Städte Berlin und Hamburg bauen.

Caroline Schmidt-Gross