Neuer Giftfrachter ohne Hafen

Mit verbotener Flagge und 11.000 Tonnen schwermetallhaltiger Giftasche dümpelt die „Khian Sea“ in jugoslawischen Gewässern / Pläne zur Giftmüll-Entledigung in der Karibik und Afrika fehlgeschlagen  ■  Aus London Rolf Paasch

Ein weiteres Schiff mit hochgiftigem Müll und verseuchter Brennasche ist nach zweijähriger Odyssee auf der Suche nach einem Hafen schließlich in europäischen Gewässern angelangt. Der 11.000-Tonnen-Frachter „Khian Sea“ ist in den letzten Tagen in der Nähe des jugoslawischen Hafens von Bijela, südlich von Dubrovnik, gesichtet worden. Jugoslawischen Quellen zufolge hat das staatenlose Schiff lediglich eine Erlaubnis für die Durchführung von Reparaturen, nicht aber die Entladung des Giftmülls erhalten. Der mit Asche aus den Öfen der Müllverbrennungsanlagen der US-Stadt Philadelphia beladene Frachter hält einem Greenpeace-Sprecher in Washington zufolge den „Rekord für unerwünschte Ladung auf hoher See“. Die Asche enthält Aluminium-, Barium-, Cadmium und Bleirückstände, die, der britischen Zeitung 'The Guardian‘ zufolge, um das 100fache über den EG-Grenzwerten für Giftmüll liegen. Die „Khian Sea“ hatte in den letzten zwei Jahren vergeblich Häfen auf den Bermudas, in Honduras, der Dominikanischen Republik und Guinea-Bissao angelaufen, ehe ihr die haitischen Behörden im Dezember 1987 aufgrund einer gefälschten Importgenehmigung eine Entladeerlaubnis erteilten. Erst als die Regierung anschließend herausfand, daß das angebliche „Düngemittel“ hochgiftig war, wurde die „Khian Sea“ - mittlerweile um 3.000 Tonnen leichter - aus den haitischen Hoheitsgewässern gewiesen. Der anschließende Versuch des ursprünglich unter liberianischer Flagge fahrenden Schiffes, die Asche wieder an die US-Ostküste zurückzubringen, schlug im März '88 fehl.

Trotz eines Ankerbefehls der US-Küstenwache schipperte der Giftfrachter wieder auf die hohe See; woraufhin ihm die liberianische Regierung untersagte, weiter unter ihrer Landesflagge zu fahren. Vor vier Wochen wurde der Frachter schließlich - immer noch unter liberianischer Flagge - in jugoslawischen Küstengewässern gesichtet. „Karin B.“ nach Italien

Rom (dpa) - Die Regierung in Rom hat dem mit Giftmüll beladenen deutschen Frachter „Karin B.“ eine Einlaufgenehmigung erteilt. Nach einer Kabinettssitzung teilte Umweltminister Giorgio Ruffolo am Freitag mit, der Zielhafen, in dem der Industrieabfall ausgeladen werden soll, müsse noch festgelegt werden.

Die „Karin B.“ hatte im Auftag einer italienischen Staatsfirma giftigen italienischen Industriemüll aus dem westafrikanischen Staat Nigeria abgeholt, wo er zuvor illegal abgelagert worden war.